Eger

[623] Eger, eine Stadt mit 9500 Einw., liegt im elnbogner Kreise und in der nordw. Spitze des Königreichs Böhmen, am Egerflusse, mitten in einem romantischen, von Wald und Felsgebirgen umschlossenen Thale und war früher mit dem sogenannten Egerländchen ein unmittelbares Gebiet des deutschen Reichs. E. ist alt und ziemlich weitläufig, erscheint aber deshalb auch menschenleer; es hat Gerbereien, Hut- und Zeuchfabriken, ein Gymnasium und ist geschichtlich merkwürdig wegen der am 25. Febr. 1634 hier erfolgten Ermordung Wallenstein's in des Bürgermeisters Hause am Markte, welches noch steht und wo sonst sogar sein verspritztes Blut gezeigt wurde, sowie auf dem Rathhause die Hellebarde zu sehen ist, mit der er niedergestoßen worden sein soll. Die frühern Festungswerke sind meist abgetragen; merkwürdig sind noch die Trümmer des alten Schlosses. Eine kleine Stunde nördl. von E. liegt in einem breiten, flachen und sumpfigen Thale der schon vor dem 16. Jahrh. in der Umgegend bekannte Egerbrunnen, ein salinisches, kohlensaures Eisenwasser, welches früher von dem benachbarten Dorfe Schlada auch schladaer Säuerling hieß, jetzt aber den Namen des seit 1793 dabei angelegten Ortes Franzensbrunnen erhält, der ungefähr 50 Häuser zählt. Die vorzüglichste Quelle heißt Franzensquelle, nach dem Kaiser Franz, welcher viel für das Bad gethan hat, und wird meist getrunken; außerdem wird die sehr ähnliche Luisenquelle, die Salzquelle, der kalte Sprudel und der mineralische Schlamm benutzt, auch wird das Wasser in Krügen (über 200,000 jährlich) versendet, welche zum Theil mittels einer besondern Vorrichtung während des Füllens und Verschließens vor dem Zutritt der umgebenden Luft bewahrt werden, sodaß das Wasser dem an der Quelle geschöpften völlig gleich bleibt. Die Quellen von Franzensbrunnen gehören ihrer mild auflösenden und stärkenden Wirkungen wegen zu den wichtigsten Eisenwassern und leisten besonders solchen Kranken wichtige Dienste, deren Schwäche besondere Rücksichten fodert. Auch werden sie sowol nach dem Gebrauche stärkerer Quellen, sowie als Vorbereitung darauf, oft mit Nutzen getrunken.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 623.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: