Gebern

[152] Gebern oder Parsen sind ein von den alten Persern abstammender Volksstamm, welcher noch an der alten, von Zoroaster (s.d.) gestifteten, in dem heiligen Buche, »Zend-Avesta« niedergelegten Religion festhält. Sie wohnen in der pers. Provinz Kerman und in der ind. Provinz Guzurate. Den Namen Gebern, der »Ungläubige« bedeutet, haben ihnen die Mohammedaner gegeben, welche sie heftig verfolgen. Sie selbst nennen sich Behdîn, d.h. »Recht- oder Gutgläubige«. Ihre Religion ist Feueranbetung, indem ihnen das Licht, Feuer, als Quell alles Guten erscheint und sie die Gottheit selbst in dem heiligen Feuer anbeten, das in eignen Tempeln gepflegt wird. Auch die Planeten ehren sie als mächtige Geister. Die Gebern sind von mittlerer Größe, edlem Wuchs und regelmäßiger Gesichtsbildung. Eine gebogene Nase, ein kleiner Mund, schwarze, lebhafte Augen und ein schwarzer, sorgfältig gepflegter Bart sind ihre charakteristischen Eigenthümlichkeiten. Die Frauen zeichnen sich [152] besonders durch Schönheit aus. Ihr Wesen ist freundlich und sanft, auch sind sie wohlthätig und redlich. Sie beschäftigen sich vorzüglich mit Ackerbau und Handel, sind treffliche Schiffszimmerleute und erwerben nicht selten ein bedeutendes Vermögen. Merkwürdig ist ihre Sitte, die Todten auf den Begräbnißplätzen offen hinzustellen und so der Witterung und dem Wilde preiszugeben. Der unreine Leichnam soll die reine Erde nicht beflecken.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 152-153.
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