Gelbsucht

[172] Gelbsucht wird eine bald mit Fieber verbundene und dann gewöhnlich rasch verlaufende, bald fieberlose, dann aber auch viel länger dauernde Krankheit genannt, deren auffallendstes Kennzeichen gelbe Färbung der Haut in ihrer ganzen Ausbreitung über den Körper ist. Diese krankhafte Veränderung der natürlichen Hautfarbe bietet sehr verschiedene Grade dar und wechselt vom lichten Citronengelb bis zum Übergange in das Grünliche und Schwarzgrüne. Außer der Haut erscheint auch das Weiße im Auge gelb gefärbt und zwar oft zuerst; ferner nehmen zuweilen manche Absonderungssäfte des Körpers, wie der Schweiß, der Speichel u.s.w., eine gelbe Farbe an, ja in seltenen Fällen kommt es wol vor, daß die Kranken alle Gegenstände gelb sehen. Zu dieser gelben Färbung der Haut nun gesellen sich mancherlei Störungen der Verdauung, die von dem unzureichenden oder gänzlich mangelnden Ergusse der Galle in den Darmkanal abhängen. Nicht selten führt die Gelbsucht Leberkrankheiten verschiedener Art und deren Nachübel, schlechte Verdauung und Ernährung herbei. Die Gelbsucht entsteht am häufigsten aus einer auf längere Zeit gestörten Absonderung und Ausführung der Galle, in Folge von Entzündung der Leber, Entartung des Gewebes derselben, Verstopfung der Gallengänge durch Gallensteine u.s.w.; nach niederdrückenden Gemüthsbewegungen, Zorn, Ärger und dergl. Besteht die Gelbsucht schon sehr lange, ist sie oft schon wiedergekehrt, sind ihr andere Unterleibskrankheiten vorausgegangen, so ist sie immer eine mehr oder weniger bedenkliche Krankheit.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 172.
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