Haselnuss

[342] Haselnuss heißt die Frucht des bekannten Haselstrauchs, der in den Wäldern, Hainen und Gebüschen von ganz Europa und Nordasien häufig angetroffen wird. Wegen des Wohlgeschmacks der Nußkerne und wegen deren Benutzung auf Öl, dessen sie mehr enthalten, als die Hälfte ihres Gewichts beträgt, werden sie häufig in den Obstgärten und hier und da auch im Großen und zwar in mehren Abänderungen gezogen. Unter diesen Abänderungen zeichnet sich besonders die große span. oder provenzer Haselnuß aus, welche nicht selten gegen zwei Zoll lang und einen Zoll dick wird, dabei aber eckig, weißlich und im frischen Zustande, wie die wilde, nur an ihrem untern Theile von dem grünen Nußkelche umgeben und oben unbedeckt ist. Auch die Zellernüsse, welche ihren Namen vom Kloster Zell bei Würzburg haben sollen, dessen Mönche sich mit der Cultur derselben beschäftigten, stammen von dem gemeinen Haselstrauche ab. Man unterscheidet unter ihnen wiederum mehre Arten, die sich durch die rundliche und gegen die Spitze mehr verdickte Form und durch besonders wohlschmeckende Kerne auszeichnen. Die Lampertsnuß gehört einem als Art verschiedenen Haselstrauche an, der mehr in den südlichern Gegenden Europas und Deutschlands einheimisch ist und in den nördlichern sich nur cultivirt findet. Die Nuß ist länglich, gegen die Spitze hin verschmälert und gänzlich von dem grünen Nußkelche umgeben, der gleichsam noch wie ein Bart über dieselbe hervorragt, weshalb Einige annehmen, daß sie Langbartsnuß heißen müsse; Andere dagegen glauben, sie heiße Lombardsnuß und habe ihren Namen von der Lombardei, aus welcher sie häufig in nördl. Länder gebracht wird; noch Andere endlich nennen sie Lampertsnuß, weil sie um die Zeit des Lampertustags reif wird. Man kennt davon zwei Abänderungen, die gewöhnlichere weiße Lampertsnuß, deren Kern von einer blassen oder weißlichen dünnen Haut umgeben, und die seltenere rothe Lampertsnuß oder Blutnuß, deren Kern mit einer kirschrothen dünnen Haut überzogen ist. – Mit den großen und wohlschmeckenden Sorten, die vorzüglich in südlichern Gegenden erzeugt werden, treibt man einen nicht unbedeutenden Handel. Dahin gehören die span., welche über Barcelona und Bilbao, die sicil., die über Genua, Marseille, Livorno, Venedig und Triest, die franz., welche über Aix, Grasse, Beziers, Cette und Montpellier versendet wer, den. Auch aus der Levante, namentlich von Smyrna, erhält Europa vortreffliche Nüsse. – Das durch Auspressen der Kerne reichlich zu erhaltende Öl ist dickflüssig, sehr blaßgelb, geruchlos und von angenehmem Geschmack. Es kann dem Mandelöl an die Seite gesetzt und vorzüglich gut an die Speisen gebraucht werden. Wegen seiner Güte, Reinheit und Geruchlosigkeit, so lange es nämlich nicht ranzig geworden ist, wendet man es zur Bereitung wohlriechender Öle an, indem man z.B. Jasminblüten schichtweise zwischen mit Haselnußöl getränkte wollene Tücher bringt, wodurch das Öl, nachdem man mehrmals frische Blüten aufgeschüttet hat, den Geruch derselben annimmt und aus den Tüchern herausgerungen wird.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 342.
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