Heine

[361] Heine (Heinr.), ein gewandter und vielgelesener deutscher Schriftsteller, wurde von jüdischen Altern 1797 zu Düsseldorf geboren und trat später durch die Taufe zum Christenthum über. Er widmete sich auf den Universitäten Bonn, Berlin und Göttingen dem Studium der Rechtswissenschaften, erwarb die juristische Doctorwürde und trat zuerst 1822 öffentlich als Dichter auf. Sein Ruf wurde bedeutender, als er 1826–31 seine »Reisebilder« herausgab. In den schimmerndsten Farben spielt in diesen der gewandte Geist des Dichters. Sie fanden mit der ungebundenen Mannichfaltigkeit und keine Verhältnisse achtenden Rücksichtslosigkeit, die in ihnen herrschen, mit ihrer pikanten, kurzen, schlagenden, in lebendigen Vorstellungen sich regenden Sprache, viele Leser und Bewunderer. H. begab sich 1830 nach Paris und die politische Aufregung seiner Zeit benutzend, schrieb er Bücher, in denen er Staat, Religion, Wissenschaft, Literatur und Sittlichkeit ohne tiefere Kenntnisse ebenso interessant leichtsinnig mishandelte, wie in seinen lyrischen Gedichten sein eignes Her z. Der Beifall, den H. fand, erweckte ihm Nachahmer, und diese traten bald als eine eigne Schule als »junges Deutschland« auf. Von ihnen hatte keiner H.'s Gewandtheit und Talent, und was man von diesem in seiner die Leichtfertigkeit an der Stirn tragenden Weise gern hinnahm, erregte im Publicum den lautesten Unwillen, als es von den Jüngern ungeschickt und schwerfällig, im Gewande ernster Tendenzen vorgetragen wurde. Durch policeiliche Maßregeln wurde das junge Deutschland vernichtet, welches nicht möglich gewesen wäre, wenn diese Richtung in der Literatur mehr gewesen wäre als eine willkürliche Speculation auf die Gunst des Publicums, bei dem man eine ernste Sittlichkeit nicht voraussetzte.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 361.
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