Kirchenväter

[608] Kirchenväter (patres ecclesiae) werden gewöhnlich diejenigen Lehrer und Schriftsteller der alten Kirche genannt, welche vom 2. bis in das 6. Jahrh. lebten und wirkten.

Die röm. Kirche führt die Reihe der Kirchenväter bis zu dem Scholastiker Petrus Lombardus, gest. 1164; die griech. Kirche bis zu Johannes Damascenus, gest. 754, hinauf. Diejenigen Kirchenväter, welche noch Schüler der Apostel waren, heißen die apostolischen Väter. Mit der gelehrten Darstellung des Lebens, der Lehren und Schriften der Kirchenväter beschäftigt sich eine besondere Wissenschaft, die Patristik. Die Kirchenväter haben das Christenthum als Volksglauben zuerst in der Sprache der Wissenschaft dargestellt. Zum Theil in den Schulen der heidnischen Philosophen und Rhetoren gebildet, vertheidigten sie das Christenthum nach ihrem Übertritte zu demselben mit den Waffen der heidnischen Wissenschaft und machten es zu einem Gegenstande gelehrter Untersuchung. Wohl sind darum ihre Schriften im Geschmacke jener Zeit und selbst nicht ohne den Einfluß der frühern Bildung auf den christlichen Inhalt derselben abgefaßt, aber sie theilten die erste jugendliche Begeisterung des Christenthums und geben ein sprechendes Zeugniß von dem Glauben und Leben der ersten Christen. Es hat deshalb das Studium der Kirchenväter in Zeiten, in denen das Christenthum im Leben wie in der Wissenschaft zur Frömmelei und zum Aberglauben ausgeartet war, oder durch eine blos verständige Betrachtungsweise seine Wirksamkeit auf Herz und Gemüth verloren hatte, mehr als einmal zur Erneuerung und Wiederbelebung echter Religiosität heilsame Folgen gehabt. In der protestantischen Kirche können die Kirchenväter von dem Glauben blos Zeugniß geben, dagegen sie in der katholischen Kirche für eine Erkenntnißquelle desselben angesehen werden. Die Schriften der Kirchenväter sind apologetischen und polemischen, oder exegetischen, dogmatischen, moralischen, historischen und endlich asketischen Inhalts, je nachdem sie sich mit der Vertheidigung der christlichen Religion und mit Bestreitung des Heiden- und Judenthums und der Ketzer, oder mit der Erklärung der heil. Bücher, mit Darstellung der Glaubens- und Sittenlehre, mit der Geschichte des Christenthums und der christl. Kirche, oder endlich mit dem Unterricht und der Erbauung des Volks beschäftigen. Die Kirchenväter selbst theilen sich in die griech. und lat. Die berühmtesten unter den griech. sind: Clemens von Alexandrien, Origenes (s.d.), Eusebius, Athanasius, Chrysostomus (s.d.). Die merkwürdigsten lat. Kirchenväter sind Tertullian, Cyprian, Ambrosius, Augustin, Hieronymus (s.d.).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 608.
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