Krakau

Krakau

[657] Krakau ist durch den wiener Congreß 1815 zu einem Freistaat erhoben worden, welcher an dem nördl. Ufer der Weichsel liegt und 21 ! M. umfaßt, auf denen 123,000 Einw. leben, die in zwei Städte, zwei Marktflecken und 200 Dörfer vertheilt sind. Preußen, Ostreich und Rußland begrenzen diesen Freistaat und sind zum Schutze desselben verpflichtet, während er selbst in steter Neutralität bleiben muß. Die Verfassung vom 3. Mai 1815 setzt fest, daß eine Volksvertretung, welche jährlich auf vier Wochen zusammentritt, die gesetzgebende Gewalt hat, während die vollziehende Gewalt in den Händen eines aus neun Senatoren und einem Präsidenten bestehenden Senats ruht. Die Volksvertreter wählen den Präsidenten auf drei Jahre. Ausgabe und Einnahme belaufen sich jährlich ungefähr auf nicht ganz 300,000 Thlr. Früher machte K. einen Theil des Königreichs Polen aus, 1795 kam es an Östreich, 1809 zum Herzogthum Warschau, bei welchem es bis 1815 blieb. Im J. 1830 zeigte sich in K. große Theilnahme für die poln. Revolution und es wurde nachher der Zufluchtsort vieler poln. Krieger. Die Folge war, daß russ. Truppen den Staat besetzten. Nachdem 1833 die Republik wiederhergestellt worden war, kam ein Handelsvertrag zwischen K. und dem Königreiche Polen zu Stande. – Die Hauptstadt Krakau liegt am Zusammenflusse der. Rudawa mit der Weichsel in einer weiten Ebene und zählt 33,000 Einw., darunter 10,230 Juden. Ihr Ursprung wird von dem Fürsten Krakus abgeleitet, welcher um 700 gelebt haben soll. Einst war K. die Hauptstadt Polens, bis König Sigismund III. um den Anfang des 17. Jahrh. Warschau zur Hauptstadt machte, doch blieb K. bis 1764 die Krönungsstadt. K. besteht aus der mit Befestigungswerken umgebenen Altstadt und den Vorstädten Stradom und Klepars am linken und Kasimirs am rechten Ufer der alten Weichsel. K. ist schlecht gebaut, die Straßen sind krumm und schmuzig. Unter den 73 Kirchen zeichnet sich die Schloßkirche durch ihre gothische Bauart und ihren Reichthum aus. Hier sind die Denkmäler vieler poln. Könige zu sehen, sowie auch die berühmten Polen Sobieski, Jos. Poniatowski, Kosciuszko und Dombrowski hier beerdigt sind. In der Universitätskirche zu St.-Anna ist ein Denkmal des Kopernicus (s.d.). K. wird von drei Hügeln umgeben und auf einem derselben, dem der heiligen Bronislawa, steht das 120 F. hohe Denkmal Kosciuszko's. Die katholische Universität ist 1347 gegründet, wurde 1817 wieder eröffnet und ist in Folge der letzten Revolution 1833 wesentlich umgestaltet worden. Sie hat eine Bibliothek mit 30,000 Bänden und vielen Handschriften, eine Sternwarte, ein Naturaliencabinet und einen botanischen Garten. Unter mehren andern Lehranstalten finden sich zwei Gymnasien. Der in K. residirende Bischof führt den Titel eines Herzogs von Severien. Da in K. mehre Handelsstraßen zusammentreffen, so führt dasselbe einen blühenden Handel, der durch zwei freie Jahrmärkte und zwei Hauptwollmärkte gehoben wird.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 657.
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