Meissen

[102] Meissen, die zweite Stadt des meißnischen Kreises und eine der ältesten Städte im Königreiche Sachsen, mit 7200 Einw., liegt einige Stunden nördl. von Dresden auf Höhen und Abhängen am Flüßchen Meiße und am linken Ufer der Elbe, über die eine halb steinerne, halb hölzerne Brücke führt. Die Einwohner treiben mancherlei Gewerbe und Fabriken, Schiffahrt und Weinbau, der durch eine Winzerschule und eine Weinbaugesellschaft gefödert wird; die erzeugten weißen und rothen meißner Weine sind freilich meist von geringer Güte, doch werden auch recht leidliche Tischweine gewonnen, die mit der Zeit etwas dem Burgunder Ähnliches im Geschmack annehmen. In der Albrechtsburg auf dem Schloßberge, welche ehedem von den Markgrafen, Burggrafen und Bischöfen von M. bewohnt und 1471 fast neu erbaut wurde. wird seit 1710 die berühmte Porzellanfabrik betrieben, welche jetzt über 600 Personen beschäftigt und in der Feinheit der Masse noch unübertroffen ist. (S. Böttger.) Auf einem benachbarten Berge, der mit dem Schloßberge durch eine im 13. Jahrh. erbaute steinerne Brücke verbunden ist, befindet sich in den Gebäuden des ehemaligen Klosters Sanct-Afra die 1543 vom Kurfürsten Moritz gestiftete und noch immer blühende Fürstenschule (s.d.). Reich an Denkmalen aus sehr früher Zeit ist die gegen 900 Jahr alte Domkirche, eins der berühmtesten altdeutschen Bauwerke mit einem aus der ersten Zeit ihrer Stiftung herrührenden Thurme, der in eine 60 F. hohe, durchbrochene Spitzsäule ausgeht; an den Dom stößt die als Erbbegräbniß von Friedrich dem Streitbaren, dem ersten Kurfürsten aus dem Hause Meißen, 1425 erbaute Fürstenkapelle mit einem ehernen Grabmale ihres Gründers. M. [102] ward um 928 vom deutschen Könige Heinrich I. erbaut, um von da aus die besiegten Slawen unterwürfig zu erhalten, und erhielt später eigne Markgrafen; sein Sohn Otto I. ward Erbauer des Doms und Stifter des dasigen Bisthums, welches bis zur Reformation bestand. Im Anfange des 12. Jahrh. wurden die Grafen von Wettin erbliche Markgrafen von M., verlegten im 13. Jahrh. ihre Residenz nach Dresden und erwarben als Kurfürsten von Sachsen 1436 das Burggrafthum, sowie 1581 von dem 44. und letzten Bischof auch die Besitzungen des Bisthums M. – In der Nähe von M. liegt im reizenden Trübischthale das Buschbad mit einer seit Ende des vorigen Jahrh. gefaßten Mineralquelle.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 102-103.
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