Naumann

[249] Naumann (Joh. Gottlieb oder Amadeus), geb. 1741, einer der ausgezeichnetsten deutschen Componisten, namentlich in der Kirchenmusik, war der Sohn eines unbemittelten Landmanns zu Blasewitz bei Dresden, wohin er täglich den Weg zur Schule machte. Seine musikalischen Anlagen sprachen sich schon frühzeitig aus und im 13. Jahre nahm ihn ein schwed. Musiker unter dem Versprechen mit nach Italien, für die weitere Ausbildung derselben sorgen zu wollen, brauchte aber den Knaben zu den niedrigsten Dienstleistungen, bis sich in Padua Tartini, der berühmteste Violinspieler des vorigen Jahrhunderts, seiner annahm und ihn in der Musik unterrichtete. Nachdem N. drei Jahre dort verweilt hatte, ging er zu weiterer Ausbildung nach Neapel, Bologna und zuletzt nach Venedig, wo er sich mit Unterrichtgeben forthalf und einige mit Beifall aufgenommene Sachen für das Theater componirte. Im J. 1765 ward er als kurfürstl. Kirchencomponist nach Dresden berufen, bald nachher als Kammercomponist angestellt und zu einer zweiten Reise nach Italien beauftragt, von der er 1669 zurückkam, 1772 aber wieder nach Italien ging und dort unter Anderm während eines 13monatlichen Verweilens in Rom fünf Opern in Musik setzte. Von auswärtigen Höfen erhielt er vielfache musikalische Aufträge, wurde nach Schweden und mehrmals zu außerordentlichen musikalischen Aufführungen nach Berlin berufen, in Dresden 1786 zum Oberkapelldirector mit 3000 Thlr. Gehalt ernannt und starb am 23. Oct. 1801, nachdem ihn zwei Tage vorher auf einem einsamen Spaziergange im großen Garten der Schlag gerührt und er die ganze Nacht hülf- und bewußtlos unter freiem Himmel gelegen hatte. Von seinen zahlreichen Opern fanden »Cora« »Orpheus«, »Acis und Galatea«, »Tutto per amore«, »La dama soldato« zu ihrer Zeit den meisten Beifall. In der spätern Zeit seines Lebens widmete er sich vorzüglich der Kirchenmusik und hier reihen sich seine Werke dem Vorzüglichsten an, was wir besitzen. Eine bewundernswürdige Fertigkeit besaß N. auf der Harmonica, für die er sechs Sonaten, die einzigen in ihrer Art, geschrieben hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 249.
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