Naumburg

[249] Naumburg, eine geräumig gebaute Stadt in der preuß. Provinz Sachsen, gehört zum Regierungsbezirke Merseburg, liegt in einer malerischen Gegend am Einflusse der Unstrut in die Saale, zerfällt in die eigentliche Stadt, die sogenannte Herrenfreiheit und drei Vorstädte und hat 12,000 Einw., deren Hauptnahrungsquelle die Woll., Leinwand-, Strumpf-, Seifen- und Lederfabrikation sind. Der Handel, den die beiden Messen wesentlich förderten, hat seit dem Anschlusse des Königreichs Sachsen an den deutschen Zollverein bedeutend gelitten. Das merkwürdigste Gebäude ist der 1028 erbaute goth. Dom mit drei Thürmen und vielen alterthümlichen Denkmalen. N. hat ein Gymnasium, ein protestantisches Domstift (Domcapitel N.-Zeitz) und ist Sitz des Oberlandesgerichts für die Regierungsbezirke Merseburg und Erfurt; früher war N. Bisthum und der letzte katholische Bischof starb 1564. Jährlich wird hier am 28. Jul. das Kirschfest zum Andenken an den Abzug der Hussiten gefeiert, welche 1432 unter ihrem Anführer Procop N. belagerten und von Grund aus zu zerstören drohten, weil der naumburger Bischof Goch auf der kostnitzer Kirchenversammlung für den Tod des böhm. Reformators Huß gestimmt hatte. Der Grimm Procop's wurde angeblich dadurch besänftigt, daß der Bürger Wolf die sämmtlichen Kinder der Stadt, in Sterbeanzügen, Citronen und grüne Zweige in den Händen haltend, ins feindliche Lager führte, wo sie um Gnade und Schonung baten und dieselbe auch erhielten, welche Sage von Kotzebue auch für die Bühne benutzt worden ist. In der Nachbarschaft von N., wo ein guter rother Wein wächst, liegen die Saline Kösen mit einem jetzt sehr besuchten Soolbade, die berühmte Schulpforte (s. Fürstenschulen) und mehre malerische Burgruinen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 249.
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