Ölung

[340] Ölung (die letzte), auch Viaticum, heißt die in der griech. und röm.-katholischen Kirche unter die Sacramente gezählte Bestreichung von Kopf, Händen und Füßen Kranker mit geweihtem Öle unter priesterlichen Gebeten. Jenes geweihte oder heilige Öl ist gewöhnliches Olivenöl, welches die Bischöfe zufolge ihnen allein zustehender Befugniß jedesmal am grünen Donnerstage vorschriftsmäßig für den Gebrauch in allen ihren Kirchspielen weihen. Die katholische Kirche bezieht die sacramentalische Kraft der letzten Ölung auf die Reinigung von der Sünde und Mittheilung [340] der göttlichen Gnade, und läßt sie nur solchen Kranken angedeihen, an deren Herstellung man zweifelt; es wird dabei der Empfang der Taufe vorausgesetzt und nur geweihte Priester dürfen diese heilige Handlung, jedoch blos an Erwachsenen und Solchen vollziehen, die im Besitze ihrer Vernunft sind, Von der griech. Kirche wird die im Sacramente der Ölung wirksame Gnade als eine in der Kirche fortdauernde Heilkraft zur Herstellung der Gesundheit betrachtet und dasselbe jedem der Heilung bedürfenden Kranken selbst in der Kirche gespendet, wenn er diese noch besuchen kann. Die Protestanten sehen in dem Gebrauche der Apostel, Kranke unter Gebet mit Öl zu salben, nur ein leibliches Heilmittel, dessen wunderbare Heilkraft aber auf die frühesten Zeiten. der Kirche beschränkt war, und haben daher einen Gebrauch abgeschafft, von dessen ausdrücklicher Einsetzung durch Christus nichts bekannt ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 340-341.
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