Öls

[340] Öls (das Fürstenthum) in Schlesien, zum Regierungsbezirke Breslau gehörig, hat auf ungefähr 38 ! M. gegen 100.000 Einw. und 170,000 Gulden Einkünfte und gehört seit 1825 dem im J. 1830 in Braunschweig zur Regierung gelangten Herzog Wilhelm (s.d.). Es hat eine besondere Verwaltungskammer für die Domainen, eigne Landstände und ein Fürstenthumsgericht, viel Getreide- und Flachsbau und Waldungen, und die Hauptstadt Öls am Ölsefluß zählt über 6000 Einw. In dem dortigen, mit Mauern und Gräben umgebenen alten Residenzschlosse befinden sich eine Bibliothek und einige andere wissenschaftliche und Kunstsammlungen und das 1594 gestiftete Gymnasium besitzt in dem 1727 vom Grafen I. Wenzel von Kospoth gemachten Vermächtnisse von 150,000 Gulden einen reichen Fonds zu Stipendien. Zu den vorzüglichen Erwerbsquellen der Bewohner gehören Zeuchweberei und Brauerei. Die Stammreihe der alten Fürsten von Öls beginnt 1308 mit Konrad, welcher Ö. aus der Erbtheilung der Besitzungen seines verstorbenen Vaters, Herzog Heinrich III. von Glogau erhielt. Nach dem Erlöschen dieser Linie kam O. 1495 durch Tausch an den Herzog Heinrich von Münsterberg, den dritten Sohn des böhm. Königs Georg von Podiebrad, als aber der letzte Herzog Karl Friedrich zu Münsterberg und Öls 1647 mit Tode abging, erlangte seine einzige Erbin, die kurz vorher mit dem Herzoge Sylvius Nimrod von Würtemberg vermählt worden war, jedoch nicht ohne Dazwischenkunft mächtiger Fürsprecher, die Belehnung mit Ö. vom Kaiser. Die Linie Würtemberg-Öls starb 1792 mit dem Herzoge Karl Friedr. Erdmann aus, allein Friedrich II. hatte dem Prinzen Friedrich August von Braunschweig bei dessen Vermählung mit der schon 1789 kinderlos verstorbenen Tochter des letzten Herzogs von Ö. die Erbfolge in diesem Fürstenthume zugesichert, das nun an das Haus Braunschweig kam. Von 1805 an besaß es der 1815 bei Quatre-Bras gebliebene Herzog Friedrich Wilhelm (s. Braunschweig), von dem es dessen ältester Sohn Karl erbte, der es 1825 an seinen Bruder Wilhelm (s.d.) abtrat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 340.
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