Friedrich Wilhelm [1]

Friedrich Wilhelm [1]

[113] Friedrich Wilhelm, von 1640–1688 Kurfürst von Brandenburg, der »große Kurfürst« genannt, geb. 1620, ist der Begründer der Macht Preußens, welches sein Sohn, [113] Friedrich I. (s.d.), zum Königreiche erhob.

Als er zur Regierung kam, war der dreißigjährige Krieg noch nicht beendet, er nahm aber eine so selbständige Stellung den streitenden Parteien gegenüber ein, daß er die Last des Krieges von seinen Besitzungen immer mehr abwälzte. Unter fortwährenden Kämpfen mit Polen, Frankreich, Schweden (s. Preußen) erlangte er von Polen die Abtretung Preußens als souveraines Herzogthum, welches er früher nur als Lehn von Polen besessen hatte, schlug 11,000 Schweden mit nur 5000 M. in der denkwürdigen Schlacht bei Fehrbellin (1675), und nahm Schwedisch-Pommern ein, welches er aber wieder an Schweden herausgeben mußte. Er würde noch beiweitem Größeres geleistet haben, wenn ihn nicht Östreich, welches auf seine wachsende Macht eifersüchtig war, immer im Stich gelassen hätte. Er erfüllte treulich seine Pflichten als deutscher Fürst, sandte dem Kaiser mehrmals Hülfstruppen gegen die Türken, und stand ihm im Kriege gegen Frankreich bei. Besondere Verdienste erwarb er sich um die innere Verwaltung seines Landes. Die Domainengüter, welche bis dahin von Beamten eigennützig und schlecht verwaltet worden waren, wurden verpachtet und dadurch das Staatseinkommen vermehrt. Ackerbau, Gartenbau und Viehzucht, die Grundlagen des Volksreichthums wurden eifrig befördert, die Hauptstadt Berlin erhielt vielfache Verschönerungen, in Duisburg wurde 1655 eine Universität gestiftet, und um den Handel zu heben, sogar ein Versuch gemacht, eine Niederlassung in Afrika zu begründen, was jedoch fehlschlug. Großen politischen Scharfblick zeigte der Kurfürst, indem er den unklug und grausam aus Frankreich vertriebenen Protestanten (s. Hugenotten) in seinem Lande einen Zufluchtsort darbot. Dieselben gehörten zu den fleißigsten und geschicktesten Bewohnern Frankreichs, das sich damals durch Betriebsamkeit vor allen übrigen Staaten auszeichnete. In das kleine Gebiet F.'s kamen gegen 20,000 jener Ausgetriebenen, und brachten franz. Kunstfleiß und Geschicklichkeit mit in das neue Vaterland. Durch alle diese Maßregeln brachte es F. dahin, daß er bei seinem Tode, der zu Potsdam am 29. Apr. 1688 erfolgte, seinem Sohne ein blühendes Land, einen Schatz von 650,000 Thlr. und ein in den Waffen geübtes Heer von 28,000 M. hinterließ. Seinem Andenken wurde 1700 in Berlin eine Statue errichtet, welche die nachstehende Abbildung zeigt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 113-114.
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