Olympia

[341] Olympia hieß jene berühmte Ebene im alten Elis, der westl. Küstenlandschaft von Morea, wo sich außer andern Altären und Tempeln mitten in einem heiligen Haine ein dem Jupiter geweihter mit der sitzenden, elfenbeinernen Bildsäule dieses Gottes, einem Meisterwerk des Phidias, befand und wo die olympischen Spiele gefeiert wurden. Diese fanden jedes fünfte Jahr im Jul. statt, dauerten fünf Tage und vereinigten als wahre Nationalfeste Kämpfer und zahllose Zuschauer aus allen von Griechen bewohnten Ländern und Städten. Die Kämpfer mußten sich im Gymnasium zu Elis längere Zeit dazu vorbereiten, die Spiele selbst aber begannen am Morgen nach Abends vorher dargebrachten feierlichen Opfern und bestanden in Wettrennen zu Wagen und zu Pferde, im Wettlauf, Ringen und Faustkampf, Springen und Werfen des Discus (s.d.) und den Schluß machten musikalische und dichterische Wettstreite. Den Ringern in diesen Spielen erwies man die höchsten Ehren; sie wurden mit dem Laube eines geheiligten Lorberbaumes bekränzt und von ihrer Heimat als der Stolz des Vaterlandes gefeiert. Man errchtete ihnen Bildsäulen, die größten Dichter (s. Pindar) befangen ihren Ruhm und ihre Namen wurden in der Zeitrechnung nach Olympiaden, welcher die Griechen sich bedienten und der die Feier jener Spiele zum Grunde lag, der Zahl der Olympiade beigefügt, deren jede vier Jahre unserer Zeitrechnung umfaßte. Als der Anfang jener griech. Zeitrechnung wird das Jahr 776 v. Chr. angenommen, die 293. und letzte Olympiade aber trifft in das Jahr 394 n. Chr. Während dieses Zeitraums fand regelmäßig die Feier der olympischen Spiele statt, doch waren schon vor 776 v. Chr. in derselben Gegend, jedoch mit Unterbrechungen, Wettkämpfe gehalten und namentlich 884 v. Chr. durch einen Fürsten von Elis hergestellt worden. Über den Ursprung dieser Spiele herrscht indessen tiefes Dunkel und die Sage bezeichnet den Jupiter selbst, die Argonauten, den Hercules und Andere als Stifter derselben.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 341.
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