Pelikan

Pelikan

[437] Pelikan (der gemeine) oder die Kropfgans ist einer der größten Wasser- oder Schwimmvögel, indem er manchmal gegen 6 F. lang und mit ausgespannten Flügeln 11 F. breit, sowie bis 25 Pfund schwer wird.

Sein Gefieder ist weiß mit einem röthlichen Schein und nur die vordern Schwungfedern in den Flügeln sind schwarz. Der zuweilen 11/2 F. lange Schnabel sieht an der Wurzel bleigrau, sonst gelblich und hat an der Spitze des Oberkiefers einen ansehnlichen zinnoberrothen Haken, der Unterkiefer aber ist nur eine Art von Rahmen, an welchem unterwärts sich ein gelblicher, häutiger Sack befindet, der so elastisch ist, daß der Vogel darin gegen 25 Pf. Wasser aufnehmen, denselben aber [437] auch so zusammenfalten kann, daß er nur sehr wenig wahrnehmbar bleibt. Die Füße des Pelikan sind Ruderfüße, d.h. ihre vier Zehen sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Die vornehmste Heimat dieser merkwürdigen Vögel sind die östl. Küstenländer des mittelländ. und die Gegenden am schwarzen Meere, wo sie sich in großen Gesellschaften zusammenhalten; zuweilen kommen auch welche auf der Donau und selbst auf dem Bodensee vor, da sie, ungeachtet ihrer Trägheit und ihres schwerfällig anzusehenden Körpers, doch nicht blos sehr hoch, sondern auch sehr schnell fliegen. Den Winter über begeben sie sich in südlichere Gegenden. Die vorzüglichste Nahrung dieser ungemein gefräßigen Vögel sind Fische, deren Erbeutung sie sich erleichtern, indem sie dieselben durch Schlagen mit den Flügeln von mehren Seiten her gemeinschaftlich zusammen zu treiben suchen; sie verschlingen aber auch Ratten und ähnliche kleine Säugthiere. Ihre großen weißen Eier brüten sie in ausgescharrten Vertiefungen am Ufer aus und tragen später den Jungen das Futter in ihrem Kehlsacke herbei, wo sie sich dann beim Füttern häufig mit dem Blute der Fische besudeln. Daraus ist bei mangelhafter Beobachtung dieser Vögel im Alterthum die Sage entstanden, sie verwundeten sich an der Brust, um ihre Jungen mit dem eignen Blute zu nähren, und daher der Pelikan zum Sinnbild der sich aufopfernden Mutterliebe geworden. Ebenso ward erzählt, daß Löwen und andere Raubthiere, wenn der Pelikan in seinem Kehlsacke Wasser nach seinem Neste bringe, dort zuweilen von ihm getränkt würden und zum Danke dafür seine Jungen verschonten. Von seiner Stimme hat der gemeine Pelikan den Namen Eselsschreier bekommen und in Ägypten heißt er Flußkameel, in Persien Wasserträger.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 437-438.
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