Pope [2]

[536] Pope (Alexander), ein engl. Dichter, dessen hauptsächliche Vorzüge Gewandtheit und Schönheit des sprachlichen Ausdrucks, ein seltenes Talent philosophische Ansichten in Versen auszusprechen, Witz und Satire sind, war der Sohn eines Leinwandhändlers und 1688 zu London geboren. Gelehrte Schulen besuchte P. blos bis zu seinem 12. Jahre, und verfolgte dann seine vielseitigen wissenschaftlichen Bestrebungen im Älternhause unter Leitung von katholischen Geistlichen weiter, indem seine Familie sich zur röm. Kirche bekannte. Sehr fruhzeitig beschäftigten ihn Versübungen und Übersetzungen poetischer Werke der Alten und bald nach seiner Rückkehr von der Schule ward ein Gedicht auf die Einsamkeit von ihm gedruckt. Aufsehen erregten zuerst die von ihm 1709 herausgegebenen Idyllen, das zwei Jahre später erschienene Lehrgedicht aber »Versuch über die Beurtheilungskunst« (deutsch von Dambeck, Prag 1807), sowie das gegen weiblichen Leichtsinn gerichtete satirische Epos »Der Lockenraub« (deutsch von Merkel, Lpz. 1797) erwarben ihm schnell einen großen Ruf, sodaß ihm die 1715 begonnene Herausgabe einer engl. Übersetzung der Iliade auf Subscription, welcher er die in Verbindung mit einigen andern Gelehrten veranstaltete der Odyssee folgen ließ, durch ihren Ertrag die Mittel zu einem behaglichen Leben gewährten. Durch die Angriffe, welche sich P. in seinen Werken auf andere Schriftsteller und namentlich solche erlaubte, von denen er getadelt worden war, gerieth er in zahlreiche literarische Streitigkeiten und schrieb endlich das Spottgedicht »Dunciade«, welches ihn zwar gegen alle seine Widersacher in Vortheil setzte, aber wegen der zum Theil übertriebenen Persönlichkeiten auch vielen Tadel einbrachte. Das ausgezeichnete philosophische Lehrgedicht »Versuch über den Menschen« (deutsch von Hohlfeldt, Dres. d. 1822) veranlaßte noch nach P.'s Tode eine deutsche Entgegnung (»Anti-Pope«, von Joh. Georg Schlosser, Lpz. 1777); außerdem gehört noch eine von P. selbst herausgegebene Sammlung einiger seiner Briefe zu seinen vorzüglichen Werken, von denen nach P.'s 1744 erfolgtem Tode mehre Gesammtausgaben erfolgt und die auch ins Deutsche (5 Bde., Altona 1758–63) übersetzt worden sind. In seinem Einflusse auf die engl. Literatur half P. die mit dem 18. Jahrh. durch Befolgung franz. Muster begonnene Verdrängung des altengl. Geschmacks wesentlich befördern. Gewinnsucht und überaus große Reizbarkeit ließen ihn oft alle Rücksichten auch gegen solche Personen vergessen, denen er vielen Dank schuldig war, und machten, daß er wenig nähere Freunde besaß.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 536.
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