Saiten

[21] Saiten, auch Chorden, nennt man jeden aus Därmen gedrehten oder aus Metall gezogenen Faden, und unterscheidet hiernach Darm- und Metallsaiten. Die Darmsaiten werden aus den Därmen der Lämmer, Schafe, Ziegen, Katzen, Gemsen u.s.w. bereitet, indem man durch Beizen und Schaben den Schleim und die äußern Häute von den Därmen entfernt, diese dann der Länge nach zerschneidet und sie darauf dreht, bleicht und plättet oder schleift; dann kommen sie in ringelartige Bündel gebunden in den Handel. Ihre Güte besteht in der Haltbarkeit und der Reinheit und Klangfülle des Tons, wofür als äußere Kennzeichen beim Kauf höchstens die Durchsichtigkeit und Elasticität des Fadens bürgen. Die besten Saiten werden in Italien, vorzüglich. in Rom und Neapel, verfertigt (romanische Saiten), weil man daselbst das Material dazu [21] am geeignetsten erhält, indem dort viele Lämmer unter einem Jahre geschlachtet werden. Die Därme von ältern Lämmern, von Schafen, Kälbern u.s.w. sind schon zu grob und werden nur zu ordinairen Sorten verarbeitet. Die Metallsaiten bestehen entweder aus Messing- oder Eisendraht, und werden am besten in Nürnberg verfertigt. Die Versuche, Saiten aus Seide zu bereiten, haben kein erhebliches Resultat gehabt, da diese Saiten immer von unreinem Klange sind. Man theilt die Saiten nach ihrer Stärke in Baß- und Discantsaiten, sowie in Quinten, Quarten u.s.w. ein. Der Ton einer gespannten Saite wird durch die Länge oder Kürze, sowie durch größere oder geringere Spannung derselben bestimmt und durch ihre Schwingung hervorgebracht. Die Saiteninstrumente (s. Instrument) sind besonders zur Begleitung der menschlichen Stimme geeignet, weil ihr Klang weit weniger dem der Menschenstimme ähnelt, als der der Blasinstrumente, bei denen er fast durch denselben Vorgang wie in der Kehle beim Singen erzeugt wird. Aus dieser Ursache und weil die Saiteninstrumente einen weniger durchdringenden Klang haben, bilden sie theils die überwiegende Anzahl, theils meistens den die Einzelpartien im Gesang begleitenden Theil eines Orchesters und sind darin fast immer in Thätigkeit, weil bei ihnen nur die Arme und Hände der Spielenden in Bewegung gesetzt werden, welche einer größern Ausdauer fähig sind, als die bei den Blasinstrumenten in Anspruch genommene Lunge.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 21-22.
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