Samum

[32] Samum, Sam, Smum, Bahd Samum (heißer oder giftiger Wind) und Samiel (von Sam, Gift, und Yel, Wind), ist der allgemeine Name eines schädlichen Windes, der in den heißern Ländern auftritt und auch noch mit andern Namen bezeichnet wird. Denn wie der heiße, schädliche Wind vorzugsweise in Persien und Arabien Samum genannt wird, so heißt der glühende, ausdörrende Südwestwind in Ägypten Chamsin (d.h. 50, weil er in 50 Tagen vom April bis Juni besonders erscheint), der trockene Wind im Innern Afrikas (vom Dec. bis Febr.) bei den Negern Harmattan, in Andalusien Solano, und in Italien Sirocco, womit man auch wol jeden Südostwind, besonders aber den heißen, bezeichnet. Außerdem gibt es auch viele ähnliche Winde, z.B. in Hindostan, in der Hochebene Kobi, in Luisiana, im südl. Rußland u.s.w. Wenn die genannten Winde auch nach dem Klima und anderer Naturbeschaffenheit der verschiedenen Länder, worin sie wehen, auch verschiedene Abstufungen in ihren Äußerungen darbieten, so bleibt doch im Ganzen der Hauptcharakter derselbe, nämlich der einer über den gewöhnlichen Wärmegrad jener Länder hinausgehenden glühenden, austrocknenden Hitze, welche Menschen und Thieren sehr nachtheilig wird. Der eigentliche Samum bietet diese Merkmale im höchsten Grade dar. Er kommt, wie alle glühende Winde, über öde Gegenden und schon die Vorzeichen verkünden seine furchtbare Annäherung. Ein trübgelber Schein, wie wenn man durch ein hellgelbes Glas sieht, verbreitet sich am östl. Himmelsrande; dicker Schwefeldunst steigt vom Boden auf, dreht sich oft in schnellen Wirbeln umher und erhebt sich dann zu den Wolken, sodaß er zuletzt die Atmosphäre verdunkelt. Prasseln und Zischen läßt sich in der Luft vernehmen, und bald fährt der glühende Windstrom dumpf rauschend über den Boden hin. Die Thiere fangen an zu heulen und ducken sich auf die Erde und die Kameele stecken ihre Schnauzen in den Sand. Alsdann müssen auch die Reisenden sich mit dem Gesichte auf die Erde werfen, sonst tödtet sie der Wind; die Leichname schwellen bald an und gehen schnell in Fäulniß über. Nach einer halben Stunde gewöhnlich können sie sich erst ohne Nachtheil erheben und weiter ziehen. Der seine Staub, den der Wind mit sich führt, dringt selbst durch wohlgeschlossene Kisten. Die durch den Chamsin Getödteten sind, gleich Mumien, ganz ausgetrocknet. (Vergl. Sahara.)

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 32.
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