Walken

[647] Walken wird eine Zurichtung genannt, der man wollene Zeuche, wollene Strumpfwaaren und Filze unterwirft, und deren Zweck ist, sie von Schmuz und Fett zu reinigen und ihre Dichtigkeit zu vermehren. Mit Tuchen und Zeuchen geschieht das in Walkmühlen, wo sie in Trögen (Walkstöcken) unter Zusatz von Seife und seifenartig wirkenden Dingen, wie Walkererde, fauligen Urin von Menschen, Schweinekoth und einer angemessenen Wassermenge, entweder durch Stampfen oder durch Hämmer geschlagen und durchgearbeitet werden. Es geschieht das unter Erneuerung des Zusatzes durch 9–16 Stunden, und geringes Tuch geht dabei um 1/4 der Länge und 1/9 der Breite ein. Das Walken der wollenen Strumpfwaaren geschieht mit warmem Wasser oder schwarzer Seife und auf mit der Hand angewendeten Vorrichtungen. Der Hutmacher walkt seinen Filz durch Stoßen und Drücken mit den Händen, indem er ihn dabei in heißes Wasser taucht. Schon den Alten war die Kunst bekannt, auf ähnliche Weise durch Treten mit den Füßen und Einweichen in Urin, wollene Zeuche zuzurichten und zu reinigen. – Walkererde oder Füllerde heißt eine Thonerde, die äußerlich etwas Seifenähnliches und Fettes zu besitzen scheint und im Wasser aufgelöst und umgerührt wie Seife schäumt. Gewöhnlich sieht sie graugelblich oder weißgrau und wird beim Walken angewendet, weil sie das Fett einsaugt und selbst vor der Seife voraus hat, daß sie gewisse Farben weniger angreife als diese, ja sie sogar lebhafter und fester mache. Die beste wird in Hampshire in England gegraben, ihre Ausfuhr aber ist nicht gestattet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 647.
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