Zea-Bermudez

[782] Zea-Bermudez (Don Francisco), ein vielfach in die neueste Geschichte Spaniens verflochtener Staatsmann von der gemäßigt royalistischen Partei, geb. 1772 zu Malaga, ist der Sohn eines Handelsmannes, in dessen Geschäften er anfangs thätig war, dann den span. Generalconsul Colombi als Secretair nach Petersburg begleitete und hier durch seine Brauchbarkeit und die angesehenen Verbindungen, welche er anknüpfte, den Grund zu seinem spätern Emporkommen legte. Im J. 1809 nach Cadix zurückgekehrt, betrieb er bei der Cortesregierung, daß sie den Kaiser Alexander für sich zu gewinnen suchen sollte, und ward endlich mit einem dahin zielenden Auftrag nach Rußland geschickt, mit welchem auch 1812 ein Freundschafts- und Bundesvertrag unter Anerkennung der Cortesregierung zu Stande kam. Z. blieb bis 1820 span. Geschäftsträger in Petersburg, war dann bis 1823 Gesandter Ferdinand VII. in Konstantinopel, hierauf in London, wurde im Sept. 1824 span. Minister des Auswärtigen und 1825 Präsident des Ministeriums. So großes Vertrauen ihm aber der König schenkte, vermochte sich Z. doch nicht lange wider die, entschiedene Rückschritte im absolutistischen Sinne verlangenden Parteien des Hofes und der Geistlichkeit zu behaupten und nachdem seine einmal schon angebotene Entlassung nicht angenommen worden war, erhielt er sie im Oct. 1825. Die während seiner Amtsführung auf königl. Befehl stattgefundenen vielen Hinrichtungen von Parteiführern und sogenannten Freimaurern scheint er mehr nicht zu hindern vermocht als sie gewollt zu haben, war hierauf seit 1826 span. Gesandter in Dresden, 1828 in London und wurde 1832 von neuem während der Regentschaft der Königin Marie Christine (s.d.) an die Spitze der Geschäfte berufen. Er rieth hier zu vielen verständigen Maßregeln, ließ aber auch die Königin erklären, daß sie nie eine andere Regierungsform wie die der reinen Monarchie gestatten werde. Auch mach Ferdinand VII. Ableben blieb Z. im Amte, mußte aber dem allgemeinen Verlangen nach einer Regierung im constitutionnellen Sinne im Jan. 1834 weichen, wo Martinez de la Rosa (s.d.) sein Nachfolger wurde. Er lebte seitdem im Auslande, betrieb unter der Hand mancherlei Vermittelungsversuche der span. Wirren und blieb in steter Verbindung mit der Regentin.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 782-783.
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