Hundswut

[837] Hundswut, Wutkrankheit, Tollwut, Wasserscheu (Lyssa, Rabĭes canīna), ursprünglich bei den Hunden auftretende und von diesen auf andere Tiere und den Menschen übertragbare Infektionskrankheit, deren Erreger noch nicht sicher nachgewiesen worden ist. Die kranken Tiere zeigen bei der sog. rasenden Wut große Unruhe, lecken gern an kalten Gegenständen, verlieren die Eßlust, verschlingen Nägel, Holz, Stroh etc., stoßen heisere Laute aus, werden bissig, erhalten darauf ein struppiges Aussehen. Bei der stillen Wut sind diese Symptome weniger heftig, es tritt aber Lähmung des Hinterteils und Unterkiefers hinzu; der Tod erfolgt in 6-12 Tagen. Das Wutgift ist im Speichel, am reinsten und wirksamsten im Nervensystem enthalten und kann auf verschiedene Weise übertragen werden, am häufigsten durch Biß. Beim Menschen tritt die Krankheit meist 20-60 Tage nach der Infektion auf. Sie äußert sich in Gemütsverstimmung, Angstgefühl, krampfhaftem Atmen, Erstickungsnot beim Versuch zu trinken und allgemeinen Krampfanfällen, Raserei und Tobsucht, bis der Tod durch Lähmung und Erschöpfung eintritt. Die infizierte Stelle ist abzuschnüren, sofort mit glühendem Eisen tief auszubrennen oder mit starker Karbolsäure, Schwefelsäure, Scheidewasser, Ätzkali tüchtig auszuätzen. 1885 wendete Pasteur in Paris zum erstenmal die Schutzimpfung mit modifiziertem Wutgift als prophylaktisches und sicheres Heilmittel bei noch nicht ausgebrochener Krankheit an, und gegenwärtig bestehen Pasteursche Impfinstitute fast in jedem Lande (in Deutschland seit 1898 in Berlin). – Vgl. die Arbeiten von Pasteur, Cornil und Babès und Fol, ferner von Frisch (1887), Högyes (1897), Schüder (1903).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 837.
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