Sardinien [2]

[611] Sardinĭen, von 1718 (1720) bis 1860 ein Königreich in Italien, umfaßte das Hzgt. Savoyen, das Fürstent. Piemont, die Hzgt. Aosta und Montferrat, Genua, die Grafsch. Nizza und die Insel Sardinien; ca. 76.000 qkm, (1857) 5.167.542 E.; Hauptstadt Turin. – Das Stammland der Könige von S. ist Savoyen (s.d.), dessen Herzog Viktor Amadeus 1713 den Königstitel und die Insel Sizilien erhielt, die er 1720 mit Sardinien vertauschen mußte. Sein Nachfolger, Karl Emanuel I. (1730-73), erwarb Teile von Mailand und Pavia und gab ein Gesetzbuch. Viktor Amadeus III. (1773-96) verlor 1792 S. und Nizza und sein Sohn Karl Emanuel II. (1796-1802) alle festländischen Besitzungen an die Franzosen. Viktor Emanuel I. (1802-21) erhielt im Wiener Kongreß 1815 zu seinen Erbstaaten auf dem festen Lande noch Genua. Während eines Militäraufstandes dankte er 13. März 1821 zugunsten seines Bruders Karl Felix (1821-31) ab. Dessen Nachfolger, Karl Albert, aus der Nebenlinie Savoyen-Carignan, gab 5. März 1848 eine Konstitution und erklärte an Österreich Krieg, wurde aber von Radetzky besiegt und dankte nach der Niederlage bei Novara 23. März 1849 zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel II. ab. Dieser nahm 1855 am Krimkriege teil, verbündete sich 1858 mit Napoleon III., erlangte durch den Krieg mit Österreich 1859 die Lombardei und erklärte sich nach den weitern Annexionen ital. Staaten 17. März 1861 zum König von Italien (s. Italien). – Vgl. Geschichte von Ricotti (ital., 1861 fg.), Bianchi (ital., 1877-85).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 611.
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