Wiedertäufer

[981] Wiedertäufer, Anabaptisten, verschiedene im Reformationszeitalter entstandene prot. Sekten, benannt nach dem gemeinsamen Merkmal, daß sie die ihnen Beitretenden nochmals taufen, weil sie die Taufe ohne bewußten Glauben für unwirksam halten und deshalb die Kindertaufe verwerfen. Die W. erstrebten die unmittelbare Verwirklichung des Reichs Gottes auf Erden durch Wiederherstellung der Zustände des apostol. Zeitalters und durch Gestaltung ihrer eigenen Gemeinschaft zu einer »Gemeinde der Heiligen« nach den Vorschriften der Bergpredigt. Diese Tendenz führte vielfach zu religiöser und polit. Schwärmerei und revolutionären Bestrebungen, was ihre gewaltsame Unterdrückung veranlaßte. So die »Zwickauer Propheten« unter Thomas Münzer (s.d.) in Sachsen (1521), deren Bewegung 1525 mit dem Bauernkriege unterdrückt wurde; in Süddeutschland (Augsburg) und der Schweiz (vgl. Egli, »Die Züricher W.«, 1878; ders., »Die St. Galler Täufer«, 1887; Müller, »Geschichte der Bernischen Täufer«, 1895) Hans Denk (s.d.), Ludwig Hetzer, Balth. Hubmair u.a.; in den Niederlanden David Joris (s.d.); in Nordwestdeutschland Melchior Hoffmann, 1534 entstand ein eigenes Reich der W. zu Münster unter Johann (s.d.) von Leiden als König. Von Holland her durch Menno (s.d.) durchgreifend neu organisiert, bestehen die W. noch als Taufgesinnte (s.d.). – Die Baptisten (s.d.) sind ohne Zusammenhang mit W. aus den engl. Independenten hervorgegangen.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 981.
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