Adelheid von Brandenburg

[54] Adelheid von Brandenburg, Gemahlin Friedrich's III., Pfalzgrafen von Sachsen, berühmt durch ihre Schönheit, aber mit Schmach bedeckt in der Geschichte, weil sie einer zügellosen Leidenschaft erlag, und dieser Tugend und guten Namen zum Opfer brachte. Sie entbrannte in pflichtvergessener Liebe zu Ludwig dem Springer, Grafen von Thüringen, und ließ es geschehen, daß dieser ihren Gemahl, bei Gelegenheit eines Ueberfalls im Walde (wozu sie die Veranlassung gab), erschlug. Ludwig büßte die Unthat später durch längere Gefangenschaft auf dem Giebichenstein bei Halle, aus welcher ihn, der Sage nach, nur der tollkühne Sprung in die Saale rettete. Adelheid heuchelte Schmerz und Gram über den Tod ihres Gatten – heirathete aber drei Jahre darnach seinen Mörder, und sprach dadurch der allgemeinen Achtung Hohn. Ihre spätern Lebensjahre, als der Sinnenrausch geschwunden, fielen der Reue, der Folter schrecklicher Gewissensbisse anheim. Sie stiftete das Kloster Zscheiplitz (Suplicium) bei Freiburg, nahm den Schleier, suchte durch Fasten und Kasteiungen ihren Frevel abzubüßen, und starb daselbst 1110.

–n.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 54.
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