Brandenburg

260. Brandenburg.
260. Brandenburg.
Provinzen Brandenburg, Posen, Schlesien und Königreich Sachsen. I. (Karten)
Provinzen Brandenburg, Posen, Schlesien und Königreich Sachsen. I. (Karten)

[255] Brandenburg, Provinz im Mittelpunkt der preuß. Monarchie [Karte: Brandenburg etc.], deren Stammland, (ohne Berlin) 39.893 qkm, (1900) 3.108.554 E. (2.907.863 Evangelische, 160.305 Katholiken, 25.766 Israeliten), umfaßt von der alten Markgrafsch. B. die Mittelmark, Ukermark, Prignitz und Neumark, während die Altmark zur Prov. Sachsen gehört, ferner den Schwiebuser und teilweise den Saganer Kreis Schlesiens, die ehemal. sächs. Niederlausitz und den nördl. Teil der Oberlausitz, endlich Teile der früher sächs. Wittenberger und Meißener Kreise; eben, Höhenzüge im N. und S. (Rückenberg bei Sorau, 228 m), vorherrschend sandig, zum kleinen Teil sumpfig (Oderbruch, Rhinluch, Havelländisches Luch, Spreewald, Netze-, Warthebruch). Flüsse: Oder mit Warthe (Netze), Neisse, Elbe mit Havel (Spree) und Stepenitz. Zahlreiche Seen: Schwieloch-, Ruppiner, Müggelsee, 580 qkm; Kanäle (Finow-, Müllroser oder Friedrich-Wilhelms-Kanal u.a.; 304 km). Zwei Regierungsbezirke (Potsdam und Frankfurt a. O.), Oberpräsidium in Potsdam. Wappen: Roter Adler im silbernen Felde [Abb. 260]; Farben: Rot-Weiß.

Geschichte. Vor der Völkerwanderung hatten suev. und langobard. Stämme das Gebiet inne, später slaw. Stämme, die König Heinrich I. 928 unterwarf; Otto I. gründete 946 und 949 die Bistümer Havelberg und B. und setzte Gero als Markgrafen der Ostmark ein; 965 teilte er das Gebiet in Thüringer-, Ost- und Nordmark. Letztere kam 1134 an Albrecht den Bären. Dieser nannte sich Markgraf von B., unterwarf die Mittelmark und Prignitz und befestigte seine Herrschaft durch Vertreibung der aufrührerischen Wenden und Ansiedelung deutscher Ritterfamilien. Seine Nachfolger waren 1170 Otto I. (Reichserzkämmerer), 1184 Otto II., 1205 Albrecht II.; seine Söhne Johann I. und Otto III. regierten 1226-58 gemeinschaftlich, erwarben Pommern, das Land Stargard, die Ukermark und die Oberhoheit über das Bistum Lebus und gründeten viele neue Städte. 1258 teilten beide Brüder die Regierung; Johann I. wurde Stifter der ältern brandenb.-askanischen Linie zu Stendal, Otto III. der jüngern Linie zu Salzwedel; kräftigster Regent dieser Dynastie war Waldemar (1308-19). Nachdem beide Linien, die jüngere 1317, die ältere 1320, erloschen, folgte für B. eine Zeit trauriger Verwirrung, bes. als Kaiser Ludwig der Bayer 1323 seinen unmündigen Sohn Ludwig mit der Markgrafschaft belehnte, gegen den sich 1348 der falsche Waldemar erhob. Ludwigs Bruder, Otto der Faule, verkaufte 1373 die Kurmark (seit 1356) an Kaiser Karl IV. Kaiser Sigismund verlieh dem Burggrafen von Nürnberg Friedrich VI. aus dem Hause Hohenzollern 1415 die Mark B., die Kurwürde und das Erzkämmereramt; 18. April 1417 erhielt dieser auf dem Konzil zu Konstanz die förmliche Belehnung als Friedrich I., Kurfürst zu B. Das Weitere s. Preußen. – Vgl. Fontane, »Wanderungen durch die Mark« (neue Ausg., 4 Bde., 1898-1900); »Forschungen zur brandenb. und preuß. Geschichte«, früher »Märk. Forschungen« (1841 fg.).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 255.
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