Brandenburg [3]

[317] Brandenburg, 1) (das alte wend. Brennaburg, wovon die Mark B. den Namen erhielt) Stadt (Stadtkreis; mit dem Ehrentitel Kur- und Hauptstadt) im preuß. Regbez. Potsdam, an der Staatsbahnlinie Berlin-Magdeburg und an der Havel, welche die Altstadt auf dem rechten von der Neustadt auf dem linken Ufer scheidet, hat 4 evang. Kirchen (darunter die gotische Katharinenkirche von 1401), eine kath. Kirche, eine Synagoge, Gymnasium, Realgymnasium, Wredows Zeichen- und Modellierschule, 2 alte Rathäuser, eine Rolandssäule vor dem Rathaus der Neustadt, Strafanstalt und (1900) mit der Garnison (ein Füsilierregiment Nr. 35, Kürassierregiment Nr. 6 und ein Feldartillerieregiment Nr. 3) 49,250 Einw., davon 2705 Katholiken u. 341 Juden.

Wappen von Brandenburg an der Havel. Altstadt – Neustadt.
Wappen von Brandenburg an der Havel. Altstadt – Neustadt.

Die Industrie der Stadt ist bedeutend; es gibt eine Kammgarnspinnerei, eine Korbwarenfabrik (die größte ihrer Art im Deutschen Reich, über 1000 Arbeiter), Tuchfabriken, Eisengießerei, Jutespinnerei, eine Kunstdruckanstalt, Fabriken für Fahrräder, Hüte, Goldleisten, Leder, Posamentierwaren, Zigarren etc., dazu bedeutende Weißgerbereien, Ziegeleien, Öl-, Schneide- und Mahlmühlen, Gartenbau und Schiffahrt. B. ist Sitz des Stabes der 6. Division, der 11. und 12. Infanterie-, der 6. Kavallerie- und 6. Feldartilleriebrigade, eines Amtsgerichts, einer Handelskammer und Reichsbankstelle (Umsatz 1901: 135,6 Mill. Mk.). Der Magistrat zählt 16, die Stadtverordnetenversammlung 45 Mitglieder. Nahebei der 65 m hohe Marienberg, mit Kriegerdenkmal. Unmittelbar bei B. liegt auf einer Havelinsel Dom-Brandenburg, eine besondere Gemeinde im Kreis Westhavelland, mit 820 Einw., einer Ritterakademie (seit 1856 wiederhergestellt) in dem ehemaligen Prämonstratenserkloster, einem Domkapitel und der Domkirche aus dem 14. Jahrh. B. wurde 928 von Kaiser Heinrich I. den Hevellern entrissen, blieb aber bis ins 12. Jahrh. ein Zankapfel zwischen Deutschen und Slawen, so daß das schon von Otto I. 949 hier errichtete Bistum erst unter Albrecht dem Bären Bedeutung erlangte. Namentlich vergrößerte sich B. dadurch, daß aus dem Dorf Parduin die nachmalige Altstadt und aus dem »deutschen Dorf« die Neustadt erwuchs, die erst 1715 zu einer Stadt vereinigt wurden. Im November und Dezember 1848 tagte hier die preußische Nationalversammlung bis zu ihrer Auflösung. Vgl. Heffter, Geschichte der Kur- und Hauptstadt B. (Potsd. 1839); Jork, B. in der Vergangenheit und Gegenwart (Brandenb. 1880); Schillmann, Geschichte der Kur- und Hauptstadt B. (das. 1874–82). – 2) (B. in Ostpreußen) Flecken im preuß. Regbez. Königsberg, Kreis Heiligenbeil, am Einfluß des Frisching[317] ins Frische Haff, hat eine evang. Kirche, einen Hafen, Fischerei und (1900) 1420 Einw. Nahebei die königliche Domäne B., ehemals Deutschordens-Kommende (1266 gegründet), mit 231 Einw. – 3) Burgruine, s. Herleshausen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 317-318.
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