Armida

[302] Armida, eine poetische Fiktion Tasso's im befreiten Jerusalem, war nach dessen Darstellung eine schöne und mächtige Fee zu Damaskus, die um den Fortschritten der christlichen Heere im Morgenlande entgegen zu wirken, auf den Antrieb Hidraots, ihres Oheims, sich in das Lager Gottfrieds von Bouillon begab und dessen Hilfe gegen den Räuber ihres Throns ansprach. Eine Anzahl von Rittern schloß sich ihr an und zog zum Kampf aus; Armida aber lockte sie an das Ufer des todten Meeres und verwandelte sie in Fische mit der Drohung, sie würden nur dann die menschliche Gestalt wieder gewinnen, wenn sie von ihrem Glauben abfielen. Ein Einziger, Rinaldo, um seine Gefährten zu retten, thut nach ihrem Willen; an diesem Rache zu nehmen, versenkt Armida seinen Geist in einen tiefen Schlaf, wird aber bei Rinaldo's Anblick von Liebe zu ihm entbrannt und entführt ihn durch die Lüfte nach einer glücklichen Insel in ihre Zaubergärten. Unterdessen späht man im Kreuzheere umsonst nach des Ritters Aufenthalt, endlich verräth diesen ein Zauberer, Boten werden ausgesendet, bestehen alle die Proben, die zu überwinden sind, um den Zutritt zur Insel zu erlangen, und von dem Zuruf der Freunde ermuthigt, flieht Rinaldo. Armida ist von Neuem wuthentbrannt, und racheglühend, [302] sie rüstet Heere gegen Jerusalem und verheißt ihre Hand dem Besieger dessen, der sie verrieth. Viele Heiden werben um den Preis, aber alle streckt Rinaldo's Schwert zu Boden; Armida will endlich ihr Leben enden, da hält Rinaldo selbst ihren Arm zurück, bekehrt sie zum heiligen Glauben und wählt sie zur Gemahlin.

X.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 302-303.
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