Gellert, Chr. Fürchtegott

[364] Gellert, Chr. Fürchtegott, 1715 geb. zu Haynchen im sächsischen Erzgebirge, war der fünfte Sohn aus der zahlreichen Familie des dortigen Pfarrers und zeichnete sich früh schon durch Fleiß und seine Unterscheidungsgabe aus. Wiewohl natürliche Aengstlichkeit bei untreuem Gedächtniß ihm eigenthümlich war, trieb ihn doch Eifer und Neigung zum Studium. Sein Vater brachte ihn im 14. Jahre seines Alters nach Meißen auf die Fürstenschule, und im 19. Jahre bezog er die Universität zu Leipzig. Unglückliche Predigtversuche vermehrten seine Schüchternheit, so daß er es aufgab, sich dem Predigergeschäfte zu widmen. In seinem 30. Jahre wurde er Lehrer an der Universität zu Leipzig, wo er seine unübertroffenen Fabeln und Erzählungen und seine trefflichen Oden und Lieder schrieb. Seit dieser Zeit zog er die Bewunderung und Verehrung aller seiner Zeitgenossen auf sich. Er war ein frommer Dichter, ein seltener Geist, der Begründer eines feinern, gebildetern Geschmacks seiner Zeit. Sein Tod erfolgte am 13. Dec. 1769. Gellert war nicht groß, aber zierlich und sein gebaut, hatte sanfte Augen, eine schöne Stirn, römische Nase und lieblichen Mund; aus seinen leidenden Zügen leuchtete sein liebenswürdiges und sanftes Wesen. Noch deckt ein freundlicher Stein den Ruhenden auf Leipzigs Friedhof, und in der Kirche hat man ihm ein einfaches Denkmal errichtet.

K.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 364.
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