Konradin von Schwaben

[188] Konradin von Schwaben, der letzte Hohenstaufe, Sohn Kaiser Konrad's IV., geb. 1252, erbte mit den Ansprüchen auch alle Tugenden seiner Vorfahren. Kaum 15 Jahr alt, verkaufte er in Deutschland die geringen Reste seines Erbes, um ein Heer zur Wiedereroberung der schönen ital. Besitzungen seiner Familie, Neapels und Siciliens, aufzubringen. Vergebens mahnte seine Mutter Elisabeth weinend an das Grab so vieler Hohenstaufen in Italien; das Beispiel seines Großvaters Friedrich's II., der von Unteritalien aus den Kaiserthron und damit die Herrschaft über [188] Deutschland und Italien der Familie wieder errungen hatte, lockte unwiderstehlich. Voller Muth und Hoffnung überschritt der Jüngling (1268) mit 10,000 Mann die Alpen, wurde von den Anhängern der Hohenstaufen (den Gibellinen) mit Jubel empfangen, und zog triumphirend in Rom ein. Der Papst hatte Neapel und Sicilien an Karl von Anjou verschenkt, gegen diesen wandte sich jetzt Konradin. Bei Scurcola kam es zur Schlacht (23. Aug. 1268), in welcher der schon gewisse Sieg durch einen Hinterhalt wieder verloren ging. Konradin mußte fliehen, verbarg sich in dem Hause Johanns von Frangipani zu Astura, und dieser, uneingedenk der vielen von den Hohenstaufen empfangenen Gunstbeweise, lieferte ihn an Karl von Anjou aus. Ein niedergesetztes Gericht erklärte den Kaiserssohn, welcher nur sein rechtmäßiges Erbe erkämpfen wollte, für einen Hochverräther und verurtheilte ihn zum Tode. Der schändliche Spruch wurde am 29. October 1268 in Neapel vollzogen; Friedrich von Baden, sein Vetter und Friedrich von Oestreich, sein treuer Freund, so wie viele andere Ritter, mußten mit ihm bluten. Wagten auch damals nur Wenige ihren Abscheu über eine so nichtswürdige That auszusprechen, so hat doch die Nemesis sie furchtbar gerächt. 14 Jahr darauf brachte die sicilianische Vesper über 5000 Franzosen den Tod; Karl's Nachkommen, die den blutig erlangten Thron nicht lange behaupteten, zerfleischten sich unter einander, ja mehrere erlitten den Henkerstod. Die Familie der Frangipani aber wandte sich nach Ungarn, wo ihre beiden letzten Sprößlinge 400 Jahr später (s. Frangipani, Anna) auf dem Blutgerüste starben. Unter den vielen poetischen Darstellungen, welche den unglücklichen Konradin zum Stoff haben, zeichnen sich Raupach's Trauerspiel »Konradin« und Uhland's Fragment aus.

S.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 188-189.
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