Lübeck

[418] Lübeck, freie Handelsstadt, einst das Haupt der mächtigen Hansa, liegt an der Travemündung in die Ostsee auf einer durch[418] die Stadt sich ziehenden Hügelreihe zwischen der Trave und Wackenitz, hat 28,000 Ew., 7 Kirchen, 4 öffentliche Plätze und 97 Straßen. Unter seinen alterthümlichen Gebäuden, mehr durch die Geschichte als durch ihre Bauart ausgezeichnet, sind die vornehmsten: das Rathhaus mit dem hanseatischen Saale, der Dom mit vielen Sehenswürdigkeiten, die Marienkirche mit denkwürdigen Monumenten, großen Gemälden, dem herrlichen marmornen Altare, der astronomischen Uhr, mit zwei Granitsäulen und dem berühmten Todtentanze nach Holbein's Erfindung, sowie die Börse und das ehemalige Zeughaus, das jetzt als Wollmagazin benutzt wird. Die Hauptquellen des Erwerbs in Lübeck sind Handel und Schifffahrt, wozu es eigene Schiffe besitzt. Die Stadt ist an der Ostsee für Deutschland der wichtigste Stapelplatz, sieht in ihrem Hafen jährlich an 1000 Schiffe einlaufen und unterhält mit Kopenhagen und Petersburg eine Verbindung durch Dampfschiffe. Unter den vielen Fabriken und Manufakturen Lübecks erwähnen wir nur die in Chokolade, Gold, Silber, Seifen, Leder etc., und von der Menge Industrie- und Wohlthätigkeitsanstalten die Sonntagsschule, die Industrieschule für Mädchen, gegründet 1797, ein Versorgungshaus für Kinder, mehrere Witwenhäuser und das St. Johannis-Jungfrauenstift, welches die Einkünfte des ehemaligen Johannisklosters besitzt. Dasselbe ist für 34 Jungfrauen gestiftet, wovon 16 in dem Hause selbst wohnen, die übrigen aber, bis sie einrücken, in der Stadt untergebracht werden. Die nächsten Umgebungen bestehen aus herrlichen Gärten, in der Nähe liegt das lebhafte, freundliche Travemünde mit dem Hafen von Lübeck, dem 110 F. hohen Leuchtthurm und den vielbesuchten Seebädern.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 418-419.
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