Potocka, Gräfin Claudine

[274] Potocka, Gräfin Claudine. Es ist eine wohlthuende Erscheinung, wenn inmitten eines mörderischen Kampfes, da, wo der Krieg seine blutige Geisel schwingt, wo die rohe Kraft der Männer zerstörend gewirkt, Frauen wie schützende Genien, Trost und Hilfe spendend, ihre zarten, Hände dem Dienste des Unglücks weihen. Claudine P., aus dem edeln Geschlechte der Grafen Dzialinski, geb. 1808 zu Konarzew im Großherzogthum Posen, verlebte ihre Jugend still und zurückgezogen im elterlichen Hause und nichts schien der Jungfrau zu verkünden, daß ihr Wirken sich einst über die Grenzen weiblicher Bestimmung hinaus erstrecken würde. Erst 16 Jahre Alt, schenkte sie ihre Hand dem jungen Grafen Bernard Potocki und verlebte mit diesem sechs friedliche, glückliche Jahre. Da erhob Polen am 29. November 1830 seinen Arm gegen das mächtige Rußland. Verlockend ist der Ruhm für einen thatkräftigen Mann, um so mehr, wenn er unter dem Paniere des Vaterlands erkämpft werden kann, und so eilten denn auch aus der preuß. Provinz Posen viele junge Polen, unter ihnen der Graf Potocki, nach Warschau, um sich dort dem Aufstande anzuschließen. Claudine begleitete den Gatten, aber nicht um sich mit dem Schwerte zu umgürten, wie die Gräfin Plater (s. d.), sondern um Kranke zu pflegen, Verwundete zu heilen, Hilfsbedürftige zu unterstützen. Während 7 Monate verrichtete die hochherzige Frau die Dienste einer gemeinen Krankenwärterin, und als Polens Stern unterging und auch sie das geliebte Vaterland verlassen mußte, gelang es ihrem rastlosen Eifer mehreren Freunden, die von dem Gesetze bedroht wurden, durch eigene Aufopferung die Flucht zu erleichtern. Sie selbst fand eine Ruhestätte in Dresden, von wo aus sie mit den letzten Trümmern ihres Vermögens die hilfsbedürftigen auswandernden Polen unterstützte. Als ihr dort der General Bem einst mittheilte, daß noch viele der Flüchtlinge Mangel an dem Nothwendigsten[274] litten, verkaufte sie ihre Juwelen und Shawls, und händigte dem General zur Unterstützung 40,000 Gulden ein. Zum Andenken an diese edelmüthige That überreichten ihr die in Dresden anwesenden Polen ein Armband mit dem polnischen Wappen und der Inschrift: Die dankbaren in Dresden vereinten Polen. Im Jahre 1832, am 18. März.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 274-275.
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