Vorgebirge der guten Hoffnung

[358] Vorgebirge der guten Hoffnung, nennt man das Kap an der Südspitze Afrika's, den Vorsprung des Gebirgs, dessen Gipfel der Tafel-, Löwen- und Teufelsberg sind, und welcher die Tafelbai bildet. Von dem Portugiesen Bartholomeo Diaz 1493 entdeckt und vom großen Vasco de Gama bereits 1497 umschifft, wurde die Wichtigkeit des Kaps und Kaplandes doch erst seit 1600 von den Holländern gewürdigt. Sie legten hier eine Kolonie an, die, trotz der schlechten holl. Regierung, als Zwischenstation von Europa nach Ostindien schnell aufblühte. Seit 1814 fester Besitz der Briten und besser verwaltet, umfaßt das Kapland jetzt über 6000 Quadrat M. mit 160,000 Ew., unter denen sich 40,000 Hottentotten und 30,000 Malaien und Neger befinden. Die Grenzen im Innern sind seit dem letzten Kriege mit den Kaffern (s. d.) noch nicht genau bekannt, früher galten an der W.-Küste der Sandfluß, an der O.-Küste der große Fischfluß und im Innern der Seekuhfluß als solche. Fruchtbar und reizend ist das Küstenland; hier gedeihen Getreide, Wein, Obst etc. so reichlich, daß noch bedeutend[358] davon ausgeführt werden kann. Das wasserarme Hochland gewährt dagegen einen traurigen Anblick; die wenigen, weit zerstreuten Kolonisten haben während der trockenen Jahreszeit (vom October bis April) viel auszustehen und sehen oft ihren Hauptreichthum, große Heerden Schafe und Rindvieh, schnell zusammenschmelzen. Die wilden Thiere Afrika's (s. d.) fehlen nicht, namentlich ist die Löwenjagd ein Hauptvergnügen der engl. Officiere. In der Kapstadt concentrirt sich ein großartiger Handelsverkehr, obgleich der Hafen zur Regenzeit den täglich aus allen Himmelsgegenden einlaufenden Schiffen nicht hinlänglichen Schutz gegen die N.-W.- Winde gewährt. Als Hauptort der ganzen Kolonie und Sitz der höchsten Behörden, nach holländischer Art recht hübsch gebaut und von 21,000 Ew. aller Farben und Nationen belebt, bietet die Kapstadt dem Fremden gar viel Interessantes. Sie besitzt 5 Kirchen, 5 Moscheen, Börse, Schauspielhaus, viele Magazine, Kasernen, den Palast des Gouverneurs, große Schiffswerfte, mehrere Museen, literar- und Missionsgesellschaften etc. Außer dem herrlichen öffentlichen Garten (früher Garten der holl. Compagnie) finden sich in der Stadt, mehr noch in den Umgebungen, treffliche Spaziergänge zwischen Landhäusern, Weingärten und Obstpflanzungen. Berühmt sind die Blumen- und Constantiaweingärten. – Die schönen Frauen lieben Putz und Tanz und kleiden sich fast ganz europäisch, doch merkt man ihnen noch zu sehr an, daß ihre Erzieherinnen Sclavinnen waren. Aus allen Farben und Völkern ist der fortwährend wechselnde Strom der Fremden gemischt, und deßhalb gleichen hier die Gesellschaften einer Weltmustercharte der Menschheit – oft auch mit der komischsten babylonischen Sprachverwirrung.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 358-359.
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