Wein

[408] Wein. Wahrscheinlich stammt der gemeine Weinstock aus dem gemäßigten Asien, von wo ihn die Phönizier nach den griech. Inseln und Morea brachten Die erobernden Römer sorgten unstreitig am Meisten für seine weitere Verbreitung; Frankreich (Gallien) besaß ihn schon vor Julius Cäsar, in Deutschland wurde er 280 n. Chr. zuerst am Rhein, später in Franken, an der Mosel etc angebaut. Jetzt ist der Weinbau in fast allen Gegenden des gemäßigten Himmelsstrichs lohnend, doch nur diesseits des 50° der Breite. Es[408] gibt mussirende, säuerliche und süße W., der Farbe nach mehr oder weniger roth und weiß; die weißen sind leichter verdaulich, mithin gesünder, die rothen spirituöser und ernährender. Unter den unzähligen W.-Sorten Ungarns steht der Tokaier (s. d.) obenan, von den Rheinweinen, die mehr Säure haben, nennen wir den Johannisberger, Hochheimer, Rüdesheimer, Asmanshäuser (roth) und die Liebfrauenmilch; von den Frankenweinen den Stein- und Leistenwein; die Mosel- und Neckarweine sind leichter. Frankreichs Champagner (s. d.), Burgunder, seine Bordeaux-W. sind überall beliebt; Italien baut herrliche W., die Krone unter allen ist der Lacrimä Christi (s. d.), der Muskatw. (süß) gedeiht vorzüglich im Kirchenstaat und in Neapel. Spanien liefert meist feurige und schwere W., als den Malaga von Granada, den köstlichen Xeres von Sevilla, den süßen Alicante von Valencia, den span. Sect aus Navarra. Der berühmte Portwein kommt aus Portugal, der hitzige Madera von der Insel gl. N, außerdem sind die griechischen W., der Constantia vom Vorgebirge der guten Hoffnung etc. vortrefflich. Die deutschen W gewinnen durchs Alter und sind vor dem 3. Jahre kaum trinkbar, während die feurigen ausländischen schnell getrunken werden müssen. Der Weinstock erfordert viel Pflege und liefert um so bessere Trauben, je mehr auf seine Kultur gewandt wird. Blumensprache, Weinlaub mit Beeren: Freuden der Geselligkeit.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 408-409.
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