Armagnac

[255] Armagnac (Ager aremonicus), südfranz. Landschaft, am Gers, Adour und Losse, jetzt größtentheils dem Departement des Gers angehörig, gab einer gräflichen Familie, die in der franz. Geschichte von Bedeutung ist, den Namen. Die Grafen leiteten ihren Stamm von den Merowingern ab, befehdeten manchmal die benachbarten Großen, manchmal die Krone; am bedeutendsten ist Bernhard VIII., von dem die Soldatenbanden jener Zeit Armagnaken hießen, erklärte sich während des Streites der Herzoge von Orleans und Burgund um die Regentschaft für Orleans, bemächtigte sich der Stadt Paris 1413, wurde aber 1418 von den Burgundern überfallen und ermordet. Sein Enkel Jean IV. lebte mit seiner jüngsten schönen Schwester in Blutschande, wurde excommunicirt, schlug sich in Spanien und Frankreich herum, bekriegte zuletzt König Ludwig XI., wurde aber endlich 1473 in Lectoure erschlagen. Mit dem Grafen Karl erlosch 1497 das Geschlecht, die Grafschaft aber kam durch das Haus Alençon, dem sie Franz I. verliehen hatte, an Navarra, durch König [255] Heinrich IV. aber wieder zurück an die Krone. – A. bringt einen trefflichen weißen Wein hervor, der von der Landschaft seinen Namen hat.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 255-256.
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