Basel [1]

[418] Basel, der 11. Kanton der Schweiz, an Frankreich, Baden, Solothurn, Aargau und Bern gränzend, seit 1833 aus 2 Halbkantonen, B. Stadt u. B. Land bestehend, jener 1,6 QM. groß mit 30000 E., dieser 7,7 QM. mit 68000 E. Das Ländchen ist von Zweigen des Jura durchzogen, von dem Rhein, der Birse, Ergolz und vielen kleinen Bächen bewässert, sehr fruchtbar und ausgezeichnet angebaut, deßwegen reich an Getreide, Obst (Kirschen) u. Gemüse; der Weinbau ist unbedeutend, die Viehzucht trefflich. Die Seidenbandweberei wird auf dem Lande allgemein betrieben und bringt große Summen; in der Stadt wird auch treffliches Papier und Leder bereitet. Der Handel, namentlich der Transit- und Speditionshandel, ist blühend. Stadt und Land haderten schon in alter Zeit einigemal; 1830 erhob sich bei der Verfassungsrevision ein Streit um die Repräsentation; das Landvolk bestund auf der Repräsentation nach der Kopfzahl, die Stadt konnte dies nicht zugeben, weil sie sich sonst der Disposition der Bauern oder ihrer Parteiführer unterworfen hätte und dieser Streit (es handelte sich noch um 2 Repräsentanten mehr oder weniger) führte zum Bürgerkriege, in welchem die Stadt unterlag. Ein Tagsatzungsbeschluß vom 26. Aug. 1833 trennte den Kanton in die beiden Hälften. Das Staatsvermögen (dazu rechneten die eidgenössischen Commissäre auch die Dotation der Universität, den Kirchenschatz des Münsters u.s.w.) wurde nach dem Princip der Kopfzahl getheilt u. so erhielt die Landschaft eine namhafte Aussteuer, mit der sie anfangs sehr übel wirthschaftete. Die Verfassung von B. Land ist repräsentativ demokratisch mit dem Veto der Gemeindeversammlungen gegen alle Gesetze des großen Rathes. Hauptort ist das Städtchen Liestal; seit 1849 hat B. Land eine Hypothekenbank, die bisher sich einen guten Ruf erworben hat. B. Stadt hat seit 1846 ebenfalls eine vollkommen demokratische Verfassung, und obgleich die [418] Revolution ihr so viel Schaden gebracht hat, übersteigt das Staatsvermögen noch die 11/2 Mill. Fr. betragende Staatsschuld u. werden jährlich für den öffentlichen Unterricht 120000 Fr. ausgegeben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 418-419.
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