Brahmanen

[643] Brahmanen (Braminen) heißen die Mitglieder der vornehmsten Kaste Indiens; laut dem Dharma (Gesetz Manus) gingen sie aus dem Munde des B. hervor, sind Herren aller Wesen, denen alles als Eigenthum angehört, weßhalb auch die Kschatryas (Krieger) die weltliche Herrschaft nur als Lehen tragen. Die B. sind »der Erde übergeborne« Lehrer und Priester, ihr Leben ist ein Opfer und entfaltet sich in 4 Stufen. 1. Brahmakiari. d.h. Brahmabeflissener, der unter der Obhut eines Guru (geistlichen Vaters) steht, 2. Grahasta, Hausvater, der täglich 5 Großopfer bringen muß, 3. Vanaprastah (einer, der in den Wald geht), der 50jährige B., der wandern und außer den Opfergeräthen gar nichts besitzen. sondern nur der Andacht und Buße sich widmen soll. Dadurch wird er 4. Sanyasi, d.h. einer, der alles verlassen hat und mit Wassertopf und Stab in ruhiger Anschauung des höchsten Lichtes, ganz Brahma, nach Nordosten wandert, um das Paradies, Brahmas Wohnung, zu finden. – So wenig die ursprüngliche Kasteneintheilung sich rein erhalten konnte, ebenso wenig war dies mit der Weisheit und dem Ansehen der B. der Fall.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 643.
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