Las Casas

[712] Las Casas, Bartolomeo de, der unermüdliche Fürsprecher der Eingebornen Amerikas, wurde geb. 1474 zu Sevilla, studierte Theologie zu Salamanka, erhielt von seinem Vater Antonio, welcher den Columbus auf 2 Fahrten nach der neuentdeckten Welt begleitet hatte, 1498 einen sog. Indianer zum Geschenke, hörte immer mehr von der Grausamkeit, mit der die eingebornen Amerikaner behandelt wurden, fuhr 1502 selber mit Columbus nach Westindien, wurde Dominikaner u. Missionär u. that 50 Jahre lang alles, was begeisterte Menschenliebe und sittliche Entrüstung vermögen, um das Loos der Indianer zu verbessern u. sie für das Christenthum zu gewinnen. Zwölf Fahrten über das atlantische Meer, unaufhörliche Verdächtigungen, Chikanen und Verfolgungen, sogar von Seite der Indianer selbst, machten seinen Eifer nur glühender, allein seit Isabellas Tode (1504) wurde die Lage der Eingebornen stets schlimmer, ihre Zahl geringer. L. erlebte in Spanien, daß Sepulveda, Kaiser Karls V. Geschichtschreiber, die Sklaverei der Amerikaner als im göttlichen und menschlichen Recht begründet vertheidigte und der entsetzliche Inhalt von L.s Antwort in der: Brevissima relacion de la destruycion de las Indas occidentales per los Castellanos wirkte wohl auf Kaiser Karl V. (er wollte dem L. das reiche Bisthum Kuzko in Peru geben, dieser aber nahm nur das arme von Chiapa in Mexiko an) und auf die öffentliche Meinung in Spanien, bekehrte aber nimmermehr die Statthalter u. deren Raubgesindel in Amerika. L. zog sich 1551 nach Valladolid in Spanien zurück und st. 1566, nachdem er 90jährig seine letzte Schrift geschrieben u. bereits erlebt hatte, daß sein gutgemeinter Vorschlag, die starken Afrikaner anstatt der schwachen Indianer zur Arbeit zu benützen, zu einem System der Negersklaverei ausschlug.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 712.
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