Nestorianer

[318] Nestorianer, Chaldani, von den Türken Nasara genannt, die Anhänger des vom Patriarchen Nestorius (s. d.) ins Leben gerufenen Nestorianismus. Wie früher Johannes von Antiochien, so wollten nach dem Concil von Ephesus (431) Theodoret, Alexander von Hierapolis, Meletius von Mopsuestia u.a. nichts von der Verdammung des Nestorius wissen. Viele ließen sich durch kaiserliche Strenge bewegen, mindestens in äußerer Gemeinschaft mit dem Patriarchat von Antiochien zu bleiben. unfügsamere N. mußten in die Verbannung wandern. Bereits gab es an der pers. Theologenschule zu Edessa Vertheidiger der N.: den Presbyter Ibas und den gelehrten Thomas Barsumas, deren Eifer durch Verfolgung von Seiten des Bischofs Rabulas nur gestählt wurde. Barsumas begünstigte als Bischof von Nisibis (435–489), Ibas als Bischof von Edessa (436–457) die N., die pers. Regierung aber aus politischen Gründen die Ausbildung einer eigenen nestorianischen Kirche, deren Bischof seit 496 der von Seleucia-Ktesiphon war u. »allgemeiner« (jacelich, Katholikos) genannt wurde. Die N. nannten sich selber chaldäische Christen, verbreiteten sich von Persien aus tief in Asien (Thomaschristen Indiens), trugen zur Cultivierung Asiens namhaft bei u. blühten bis auf die Zeit Tamerlans, vor dessen blutdürftiger Wuth nur spärliche Reste sich retteten. Die Mehrzahl der N. vereinigte sich seit dem 15. Jahrh. mit Rom (s. Chaldäische Christen), die Minderheit in den Bergen von Kurdistan verharrt bis heute in ihrem Schisma. Bekanntlich wurden die N. 1843 u. 1846 von den mohammedanischen Kurden fast ausgemordet, bis sich die europ. Diplomatie zu einiger Energie ermannte und einschritt; seitdem wetteiferten mit den kathol. Missionären hochkirchliche Engländer u. methodistische Amerikaner in der Bekehrung der N.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 318.
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