Opitz

[404] Opitz, Martin, später von Boberfeld, das Haupt der ersten schlesischen Dichterschule und »der Gekrönte« der fruchtbringenden Gesellschaft, geb. 1597 zu Bunzlau in Schlesien, gest. 1639 zu Danzig an der Pest, nachdem er nach einem wechselreichen Leben 1636 Secretär und Historiograph des Königs von Polen geworden war. Am meisten Verdienst erwarb O. durch sein Buch »Von der deutschen Poeterei« (1624, 10. Aufl. 1668); er brachte dadurch eine regelrechte Metrik in die deutsche Dichtkunst und zeigte, daß diese die Längen und Kürzen der Silbenmessung der alten Sprachen durch den Wechsel von Hebung und Senkung ersetzen müsse; übrigens ersetzte er selber die veralteten Reimpaare durch den ermüdenden Alexandriner keineswegs genügend. Von eigentlichem Dichtergenius ist wenig an O. zu entdecken; moralische Wirksamkeit war ihm die Hauptsache beim Dichter, allein dadurch hob er die Würde der Poesie; Gelahrtheit schien ihm unerläßlich, dabei drang er aber auch auf Benützung der Alten; er dichtete in einer mehr als verzierten Sprache und liebte neben den Lehrgedichten besonders das Gelegenheitsgedicht, allein seine Lieder waren verhältnißmäßig formell trefflich, mitunter sogar artigen Inhaltes; daß er endlich die Franzosen, Holländer, Italiener durch Nachahmung und Uebersetzung bekannter machte, gereicht ihm um so weniger zum Vorwurf, weil er keineswegs ohne patriotisches Gefühl war. Sein bestes Gedicht sind die »Trostgründe bei den Widerwärtigkeiten des Kriegs« (1621, erschienen 1633). Außerdem andere Lehrgedichte, Schäfereien, geistliche Lieder, Uebersetzung der Psalmen, [404] der Antigone des Sophokles, der Trojanerinen des Seneca, der Daphne (der ersten italienischen Oper), Ausgabe des jetzt verlorenen Annoliedes (vgl. Anno St.) etc. Gesammtausgaben Breslau 1690, von Bodmer u. Breitinger 1745.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 404-405.
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