Säugethiere

[14] Säugethiere (mammalia), bilden die erste Classe des Thierreichs, berechtigt zu dieser Stellung theils durch ihre Intelligenz u. vollkommene Organisation, theils durch ihre vielen Beziehungen zum Menschen. Sie sind durchgehends warmblütig, durch Lungen athmend und gebären lebendige Jungen. Ihre Wirbelsäule ist biegsam; Halswirbel nie mehr als sieben, der Unterkiefer artikulirt durch einen Gelenkknopf an dem Schläfenbein; in beiden Kiefern (mit wenig Ausnahmen) eingekeilte Zähne. Der Körper in der Regel vollständig mit Haaren bedeckt (Wollhaare, Seidenhaare, Borstenhaare), die bei einigen stachelartig oder zu Schuppen verwachsen erscheinen. Gliedmaßen stets vier, nur bei den Walthieren blos zwei (die zwei andern verkümmert unter der Haut), theils zum Laufen, Springen, Schwimmen, Fliegen, theils zum Klettern, Greifen, Graben eingerichtet. Zehen 2–5, ihr Endglied mit Nagel oder Kralle versehen, oder schuhartig von einem Huf umschlossen. Die Zähne sind bei den meisten sehr mannigfaltig in Bildung und Stellung, und zerfallen nach letzterer in Vorder- oder Schneidezähne, in Eck- oder Hundszähne und in Backenzähne. Die Eigenthümlichkeiten in Bildung der Zähne und Füße geben die Hauptmerkmale zur Unterscheidung und Eintheilung der S. Alle haben 5 Sinne, oft von großer Schärfe, doch nie von gleicher Ausbildung bei demselben Thiere. Die Bildung der äußern Sinnesorgane, obwohl im Allgemeinen übereinstimmend, bietet manche Verschiedenheiten nach den Bedürfnissen und der Lebensweise. Alle S. gebären lebendige und ausgetragene Junge (mit Ausnahme der Beutelthiere), die sie dann längere Zeit an den Warzen ihrer Milchdrüsen säugen. Die Nahrung der S. besteht bei einem Theil ausschließlich in Pflanzen, bei andern nur in Fleisch, ein dritter Theil nährt sich sowohl von Pflanzen als Thierstoffen. Die Zahl der Arten beläuft sich auf mehr als 2000. Die systematische Eintheilung der S. unterscheidet 9 Ordnungen: 1) Vierhänder; 2) Raubthiere, mit den 3 Unterordnungen der Handflügler, Insektenfresser u. Fleischfresser; 3) Beutelthiere; 4) Nagethiere; 5) Zahnarme; 6) Dickhäuter; 7) Zweihufer od. Wiederkäuer; 8) Ruderfüßer u. 9) Walthiere.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 14.
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