Brunner

[804] Brunner, Sebastian, einer der beliebtesten und fruchtbarsten kathol. Dichter u. Schriftsteller, voll gefunden Witzes und Humors, geb. 1814 zu Wien, 1838 Priester, 1844 Doctor der Philosophie, 1848 der Theologie, lebte meist als Seelsorger und Schriftsteller in seiner Vaterstadt, wo er seit 1848 die »Wiener-Kirchenzeitung«, eines der tüchtigsten kathol. Journale, herausgibt. B. vereinigt mit einer vielseitigen Bildung eine tüchtige Welt- u. Menschenkenntniß u. eine Satire, die oft köstlich u. mitunter fast allzu derb u. übermüthig losbricht; letzteres ist aber leicht zu verzeihen, weil B.s Satire von einer tiefchristlichen Begeisterung [804] getragen ist und weil die Gegenwart derartiger Geißeln mehr als je bedarf. In neuester Zeit scheint B. zu viel und zu flüchtig zu arbeiten. Er hat homiletische und erbauliche Schriften u. ernste Dichtungen geliefert, die alle Anerkennung fanden, am originellsten aber ist er als Satiriker u. Polemiker. Hauptschriften: Jerusalem, frei aus dem Franz. (Regensb. 1841), das Heil aus Sion (Wien 1844), Friede in Christus (1845), Fremde u. Heimath (Lpz. 1845, 2 B.), die Welt ein Epos (1845, neu 1846), der Nebeljungen Lied (Regensb. 1845, 2. Aufl. 1847), der Babenberger Ehrenpreis (1846), der deutsche Hiob (1846), des Genies Malheur u. Glück (1847), Prinzenschule zu Möpselglück (1847), Blöde Ritter (1848), Schreiberknechte (1848), Mane, Tekel, Phareß (1851 in 2 Aufl.), Rom und Babylon (1852), Woher? Wohin? Geschichten, Gedanken, Bilder u. Leute aus meinem Leben (1855, 2 Bdchn.), Keilschriften (1856), Paulus in Athen, ein Spiegelbild unserer Zeit u.s.f., Gelegenheitsschriften.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 804-805.
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