Damaszieren

[532] Damaszieren, Eisen und Stahl derart bearbeiten, daß sie flammige und aderige Zeichnungen annehmen, fälschlich auch das Einhämmern von Silber oder Gold in Metallarbeiten (Tauschieren), besonders in Säbelklingen. Vgl. Goldarbeiten, Kunstgewerbe.

In Europa ahmt man den Damaszenerstahl nach, indem man dünne Stäbe von Stahl, weichem oder weißem und hartem oder grauem Eisen übereinander legt, zusammenschweißt, dann mit Schraubstock und Stange schraubenförmig umdreht, den so gewonnenen Stahl in vier oder mehr Teile zerschneidet, diese wieder zusammenschweißt und dann die Operation des Drehens und Schweißens noch einigemal wiederholt. Um parallele Streifen oder regelmäßige Figuren zu erlangen, wird in die oberste Platte eines Päckchens verschiedenartiger Stahlplatten eine Zeichnung graviert. Beim Hämmern preßt sich dann der Stahl von unten in die Höhlung der Gravierung, so daß sämtliche Platten an dieser Stelle eine Ausbiegung erhalten, die nach dem folgenden Aetzen als eine Damaszierung erscheint. Bei der Mosaikdamaszierung werden die zusammengewundenen Stäbe in kleine Stücke gehauen und diese aneinander gelegt, geschweißt und geschmiedet. Crivelli in Mailand ahmte echte Damaszenerklingen dadurch nach, daß er Schmiedeeisen und Stahl in einer großen Anzahl dünner Schichten zusammenarbeitete. Am einfachsten bringt man das geflammte Aussehen, den sogenannten Damast, hervor, wenn man das schon polierte Stück dünn mit Wachs überzieht, in dieses die Flammenfiguren graviert und nun Scheidewasser aufbringt, wodurch die schönsten Damastfiguren entstehen. Auch damasziert man Säbelklingen, indem man auf die polierte Klinge mit einer Mischung von Kalk und Wasser Flecke macht, an der Sonne trocknet, mit einer Auflösung von Vitriol in Wasser bestreicht und nach einiger Zeit abwischt. Eine Damaszierung erhält man auch, wenn man mit einem Haarpinsel die Auflösung eines gewöhnlichen Aetzgrundes in Terpentinöl da aufträgt, wo glänzende Verzierungen oder blanke Stellen erscheinen sollen, in verdünnte Salpetersäure eintaucht oder der Wirkung aus einer Mischung von Kochsalz und Schwefelsäure freiwerdender Salzsäuredämpfe aussetzt, bis die Politur verschwunden und eine gleichmäßige Mattierung an ihre Stelle getreten ist. Nach Prechtl damasziert man Eisen mit Platin, indem man dünne Stahlbleche oder Stahl- und Eisenbleche mit einem Platindraht umwickelt, aufeinander legt, mit dickerem Stahldraht umwickelt, so daß des letzteren Windungen sich berühren, um auf diese Weise noch nach außen eine hinreichende Lage Stahl zu geben. Das Ganze wird zusammengeschweißt und weiter verarbeitet. Läßt man den fertigen Gegenstand blau anlaufen oder brüniert ihn, so tritt der glänzend weiße Platindamast auf blauem oder braunem Grund hervor. Damaszierte Säbelklingen werden auch oft parfümiert, indem man sie über einem Kohlenfeuer glüht und dann mit einer Mischung von Bisam, Zibet, grauer Ambra und Behenöl bestreicht.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 532.
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