Pinsel

[136] Pinsel, Malerwerkzeug, bestehend aus in Holz, Metall, Federkielen u.s.w. gefaßten tierischen Haaren, in den verschiedensten Größen und Formen, bestimmt, zubereitete flüssige Farben (Oelfarben, Wasserfarben, Tusche u.s.w.) auf die damit zu behandelnden Objekte zu verteilen.

Man unterscheidet Maler-, Maurer-, Anstreicher- und Lackierpinsel von sehr verschiedenen Formen und Größen, aus steifen Haaren gefertigt (Schweinsborsten, Hundehaaren, Ziegenhaaren sowie Surrogaten aus Kokosfasern, Pflanzenfibern u.s.w.) und mit einem hölzernen Stiele versehen, seine, aus weichen Haaren gefertigte Pinsel und Glaspinsel. Bei den ersteren werden die Haare einzeln oder in Bündeln um den hölzernen Stiel gelegt, auch wohl, wie bei den meisten Anstrich- und Lackierpinseln, in eine Höhlung des Stiels eingeleimt und durch Bindfaden, Draht, Eisenring oder Blechhülsen dauernd befestigt Hierher gehören die Anstrich-, Faust-, Maurer-, Weiß-, Streich-, Linierpinsel, Patronier-, Lackier- u.s.w. Pinsel von runder oder plattgedrückter Form, die Vertreiber-, Wellen-, Schläger- u.s.w. Pinsel von dünner, breiter, flacher Form u.s.w.; Leim- oder Plafondpinsel in runder oder länglicher Form sind eigentlich Bürsten, da sie aus einzelnen Bündeln von Borsten bestehen, die in einen Holz- oder Blechkörper mit Draht eingezogen, eingeleimt oder mit Pech eingekittet sind. – Die feineren Pinsel werden aus Dachshaaren (Vertreiber-, Vergolderpinsel), Eichhörnchen-, Marder-, Iltis- und andern seinen Haaren (Schreibpinsel, Fischpinsel, Schlepper, Malerpinsel u.s.w.), die zu kleinen Bündeln zusammengebunden und in Federposen oder Holzstielen, auch in Blechhülsen mittels Seiden- und andern Fäden befestigt sind, gefertigt. Die der Oelmalerei dienenden Pinsel werden aus den feinsten Borsten, auch gröberen Haaren hergestellt, die in kurze, etwas konische Blechröhren eingekittet werden, welche in dem offenen Ende die in der Regel 25–30 cm langen dünnen Stiele aufnehmen. Die seinen (Haarpinsel) fordern zum Gebrauche eine schlank auslaufende Spitze; die Brauchbarkeit eines solchen erkennt man daran, daß, im Munde angefeuchtet, die Haare sich zu einer regelmäßigen Spitze zusammenlegen und einen Körper von gewölbter Kegelform bilden. Im trockenen Zustande sollen die Haarenden in einer fast halbkugelförmigen Fläche liegen. Wenn man einen Haarpinsel ins Wasser taucht und dann heftig ausschwenkt, so muß ebenfalls eine Spitze entstehen, welche, gegen eine Fläche, z.B. den Fingernagel, gedrückt, sich biegen, aber nicht spalten darf. – Pinsel dürfen nie Haare oder Borsten lassen, was auf eine mangelhafte Herstellung oder schlechte Aufbewahrung (Zerfressen durch Motten) hinweisen würde; die Borsten müssen elastisch, gegen das Ende spitz zulaufend oder künstlich zugeschliffen sein, dürfen sich aber nicht spalten; je seiner die Borsten sind, desto glatter und ebener wird auch der Anstrich. Deshalb sind auch schon gebrauchte Pinsel zum Anstrich immer besser als neue. Neue Borstenpinsel müssen zur Erzielung größerer Steife, die zur Verteilung der Anstrichfarben notwendig ist, immer gebunden werden; haben sich die Borsten nach einiger Zeit abgenutzt, so schneidet man die Verschnürung auf, und man hat wieder einen Pinsel mit genügend langen Borsten. Die Glaspinsel – durch Einkitten einer gewissen Anzahl Glasfäden in eine Blech- oder Holzhülse hergestellt – dienen zum Auftragen solcher Substanzen, die, wie Aetzlaugen, Lösungen von übermangansauerm Kali u.s.w., die Borsten in kürzester Zeit zerstören würden. S.a. Luftpinsel.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 136-137.
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