Pressen [2]

[615] Pressen. – Fig. 1 zeigt einen hydraulischen Druckregler (s. Bd. 7, S. 211) von L. Schuler in Göppingen. Im Stößel ist ein beweglicher Kolben b eingebaut, der mit dem unteren Stößelteil einen mit Flüssigkeit gefüllten Druckraum d und mit dem oberen Stößelteil einen Hohlraum a bildet. Die Belastung des Ventils e wird durch eine gefederte Hebelanordnung geregelt. Beim Niedergang des Stößels wird, sobald der eingestellte Druck überschritten wird, Flüssigkeit in den oberen Hohlraum verdrängt; beim Rückgang des Stößels wird die Flüssigkeit durch das Rückschlagventil in den Druckraum zurückgesaugt [1].

Bei Exzenterpressen für besonders langen Hub oder zum Abziehen eines Werkzeugs (Zieh-, Preß- oder Stanzstempel) erhält nicht nur der Stößel, sondern auch der Tisch eine Bewegung durch Exzenter.

Eine Zusammenstellung und kritische Untersuchung der bei Exzenter- und Ziehpressen verwandten Materialzuführungsvorrichtungen ist in [1] enthalten.

Eine Friktionsspindelpresse (Brüder Sherb in Wien) mit sich nur in einer wagerechten Ebene drehenden, also nicht wie bei den gewöhnlichen Friktionsspindelpressen auf und ab wandernden Antriebsscheibe, ist in Fig. 2 dargestellt. Die Uebertragung der Bewegung von der Antriebsscheibe auf das Schwungrad erfolgt durch Stifte von entsprechender Länge.

Für Präge- und Zieharbeiten sind Druckwasserpressen wegen ihres satten und stoßfreien Drucks vorteilhaft, arbeiten aber gegenüber Friktionsspindelpressen zu langsam. Bei der Presse Fig. 35 (E.W. Bliß & Co.) wird der Leergang mechanisch bewirkt. Der in prismatischen Leisten geführte Bär a hängt an einem Stelzengelenk b, das mittels der Hebel c und d durch den Daumen e gesteuert wird. Befindet sich der Bär in seiner tiefsten Stellung, so wird selbsttätig Druckwasser von einem an der Maschine angeordneten [615] Pumpenzylinder in den Preßzylinder übergeleitet. Der größte Wasserdruck beträgt bei der für 600 t Druck bestimmten Presse 300 Atm. [3].

An Stelle von Kolbenpumpen zur Preßwassererzeugung finden jetzt vielfach Hochdruckzentrifugalpumpen Anwendung. Eine schematische Darstellung einer Preßwasseranlage mit elektrischem Antrieb und selbsttätiger Regelung der Wasserzufuhr bei ununterbrochenem Betrieb des Motors ist in Fig. 6 dargestellt [4]. a ist der Sammelbehälter, b der Absperrschieber, c der Freilauf, d der Gewichtsakkumulator, e die Rückschlagklappe, f der Regelschieber, g das Steuerventil, h der Motor, i die Hochdruckzentrifugalpumpe. In die Druckleitung ist das entlastete Regelventil, Fig. 7–9, eingebaut, das die Leistung der Pumpe bei gefülltem Akkumulator drosselt und sich bei sinkendem Akkumulator selbsttätig öffnet (vgl. a. Fig. 6).

Fig. 10 zeigt den Preßwasser-Transformator, Patent Heindl (Maschinenfabrik G. Topham & Co., Wien), dessen Zweck die Umwandlung von niedrig gespanntem Preßwasser in solches von höherer Spannung und umgekehrt ist, um bei hydraulischen Arbeitsmaschinen aller Art nur für die jeweilig erforderliche Kraft die entsprechende Energie aufwenden zu müssen. Der Transformator wird dem Steuerapparat vorgeschaltet. Der jeweils gewünschte Maximaldruck ist an dem Apparat einstellbar.

Fig. 11 zeigt einen hydraulischen Stoßausgleicher (E. Schloemann, G.m.b.H., Düsseldorf), der zum Abbremsen von Stößen in hydraulischen Leitungen dient. In zwei miteinander verbundenen Zylindern spielen zwei Kolben, von denen der eine durch das Preßwasser, der andre mit Luft belastet ist.


Literatur: [1] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1910, S. 1850. – [2] Chr. Gugel, Ueber Materialzuführungsvorrichtungen an Exzenter- und Ziehpressen, Berlin 1912. – [3] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1910, S. 1853.

A. Widmaier.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3–5.
Fig. 3–5.
Fig. 6.
Fig. 6.
Fig. 7., Fig. 8., Fig. 9.
Fig. 7., Fig. 8., Fig. 9.
Fig. 10., Fig. 11.
Fig. 10., Fig. 11.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 615-616.
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