Ahlwardt

[204] Ahlwardt, 1) Wilhelm, Orientalist, geb. 4. Juli 1828 in Greifswald, studierte daselbst und in Göttingen orientalische Sprachen und ist seit 1861 Professor der orientalischen Sprachen zu Greifswald. Er schrieb: »Über Poesie und Poetik der Araber« (Gotha 1856), »Bemerkungen über die Echtheit der alten arabischen Gedichte« (Greifsw. 1872), gab heraus »Chalef elahmars Qassîde« (das. 1859), den »Diwan des Abu Nowâs« (das. 1861, Heft 1, Weinlieder), »The divans of the six ancient Arabic poets« (Lond. 1870), »Anonyme arabische Chronik« (Greifsw. 1883) u.a. Sein Hauptwerk ist das bedeutende »Verzeichnis der arabischen Handschriften der königlichen Bibliothek zu Berlin« (1887–99, 10 Bde.).

2) Hermann, antisemitischer Agitator, geb. 21. Dez. 1846 in Krien bei Anklam, besuchte das Seminar in Oranienburg, ward 1866 Lehrer und 1881 Rektor einer Berliner Gemeindeschule. In Reden und Flugschriften trat er heftig gegen die Juden auf und wurde pensioniert. Dagegen wurde er 1892 und 1893 zum Reichstagsabgeordneten gewählt. Wegen der Beschuldigung (in den beiden Schriften »Judenflinten«, 1892), daß die Löwesche Waffenfabrik den Staat durch Lieferung schlechter Gewehre wissentlich betrogen habe, zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt, setzte er dennoch seine Anklagen gegen die Juden, daß sie das deutsche Volk ausbeuteten, die Behörden schädlich beeinflußten, im Reichstag und in Versammlungen fort. Schließlich ward er von einem Teil der Antisemiten verleugnet und aus der Deutschen Reformpartei ausgeschlossen. Er schrieb noch: »Ter Verzweiflungskampf der arischen Völker mit dem Judentum« (Berl. 1890); »Der Eid eines Juden« (1891); »Jüdische Taktik« (1891) u.a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 204.
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