Aix

[215] Aix (spr. äks oder äs), 1) (A.-en-Provence) Arrondissementshauptstadt im franz. Depart. Rhonemündungen, liegt nördlich von Marseille, an der Lyoner Bahn und zerfällt in einen alten und in einen neuen Stadtteil, beide durch den schönen Cours Mirabeau (mit mehreren Fontänen, von denen eine die Statue des Königs René trägt), getrennt, dann in die nordöstliche und westliche Vorstadt. Erwähnung verdienen die alte Kathedrale St.-Sauveur (10.–17. Jahrh.) mit reichem Portal und einem von acht antiken Säulen getragenen Baptisterium, die gotische Kirche St.-Jean de Malte (aus dem 13. Jahrh.) mit Grabmälern der Grafen von Provence, das Stadthaus mit altem Uhrturm und das Gerichtsgebäude. A. zählt (1901) 23,955 (als Gemeinde 29,418) Einw., besitzt Fabriken für Zement, Seife, Kerzen, Mehl, Teigwaren, Hüte u.a. und ist ein wichtiger Handelsplatz für Olivenöl, ein gemachte Früchte und Wein. Das Badeetablissement, das von zwei warmen Quellen (von 21 und 37°) versorgt wird, enthält einen römischen Unterbau. A. ist Sitz eines Erzbischofs, eines Appellhofs und eines Handelsgerichts, hat drei Fakultäten (1409 errichtet, mit 1899/1900: 250 Studierenden), ein Lyzeum, eine Normalschule, eine Kunst- und Gewerbeschule, eine Bibliothek von 120,000 Bänden und 1200 Manuskripten, ein archäologisches Museum nebst Gemäldegalerie und ein naturgeschichtliches Museum, eine Gewerbekammer, ein Kranken- und ein Irrenhaus. – A. ward 122 v. Chr. von dem Konsul Sextius Calvinus wegen der dort entdeckten warmen Quellen gegründet und nach ihm Aquae Sextiae benannt. Östlich von A. erfocht Marius 102 v. Chr. den Sieg über die Teutonen und Ambronen. Im Mittelalter war es Residenz der Grafen, von 1501 an Sitz des Parlaments der Provence. A. ist Geburtsort des Historikers Mignet, des Moralisten Vauvenargues und der Botaniker Adanson und Tournefort.

2) (A.-les Bains) Stadt im franz. Depart. Savoyen, Arrond. Chambéry, nahe dem Ostufer des Sees von Bourget, 258 m ü. M., Knotenpunkt an der Lyoner Eisenbahn, mit (1901) 5437 Einw., ist berühmt durch seine warmen Schwefelquellen (45 und 46°), die unter dem Namen Aquae Domitianae und Gratianae schon zur Zeit der Römer bekannt waren und hauptsächlich in Duschenform (mit Frottierung und Massage) bei Rheumatismus und Hautkrankheiten gebraucht werden. Die Zahl der Kurgäste beträgt jährlich etwa 12,000. Von römischen Altertümern sind der sogen. Bogen des Campanus (3. oder 4. Jahrh. n. Chr.), die Ruinen des Dianatempels und eines römischen Bades erhalten. Vgl. »Aix-les-Bains, Guide publié par la Societé médicale d'A.« (Par. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 215.
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