Antēnor

[565] Antēnor, 1) bei Homer einer der vornehmsten Trojaner, Gemahl der Athenepriesterin Theano, Schwester der Hekabe, nimmt Menelaos und Odysseus, die Friedensgesandten, gastfreundlich auf und schützt sie gegen Paris, wie er überhaupt immer zum Friedensschluß durch Rückgabe der Helena und der mit ihr geraubten Güter riet. Spätere Zeit machte ihn wegen seiner Griechenfreundlichkeit zum Verräter, der den Feinden Trojas Tore öffnete. Bei der Zerstörung der Stadt ward sein mit einem Pantherfell bezeichnetes Haus verschont und ihm mit den Seinen freier Abzug bewilligt. Bald ließ man ihn Menelaos begleiten und in Kyrene sich ansiedeln, wo seine Nachkommen, die Antenoriden, Heroenverehrung hatten; nach der später gewöhnlichen Sage führte er mit seinen Söhnen die aus Paphlagonien vertriebenen Heneter (Veneter) nach Italien und gründete Patavium (Padua).

2) Griech. Bildhauer aus dem Ende des 6. Jahrh. v. Chr., war im Altertum vornehmlich bekannt als Schöpfer der Gruppe der Tyrannenmörder Harmodios und Aristogeiton, die von Xerxes aus Athen entführt, später aber, nach den Siegen der Makedonier, den Athenern wieder zurückgegeben wurde. Bei den Ausgrabungen auf der Akropolis ist ein inschriftlich bezeugtes Werk von ihm, die Marmorstatue einer weiblichen Figur, wahrscheinlich einer Athenepriesterin (s. Tafel »Bildhauerkunst II«, Fig. 9), gefunden worden, die ihn als einen Vertreter des strengen altertümlichen Stils kennzeichnet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 565.
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