Dalarne

[423] Dalarne (schwed., »die Täler«), nach der frühern, im Munde des Volkes noch jetzt gewöhnlichen Benennung das rauhe, aber auch an herrlichen Landschaften reiche, an den beiden Dalelfen und dem Siljansee gelegene Gebirgsland oder der nördlichste, das jetzige Län Kopparberg (s.d.) oder Falun umfassende[423] Teil des eigentlichen Schweden, wird von den Dalkarlar oder Dalekarliern (»Talkerlen, Talmännern«) bewohnt, nach denen man gewöhnlich, aber fälschlich, die Provinz Dalekarlien nennt. Die Bewohner, deren Zahl (1901) 220,116 beträgt, bilden einen kraftvollen, großen, wohlgebauten Schlag einfacher und biederer, abgehärteter und arbeitsamer Menschen, die sich durch Patriotismus, freien Sinn, Tapferkeit, Gastfreundschaft und Festhalten an ihren angestammten Rechten auszeichnen. Die Männer tragen einen niedrigen runden Hut mit breitem Rand, weiße oder blaue Überröcke, blaue Strümpfe und Schuhe, im Winter Pelze; Frauen und Mädchen weiße leinene Jacken und Häubchen, weiße stehende Halskragen, farbige wollene Schürzen und rotwollene Strümpfe. Die Schuhe haben hohe Absätze und meist Sohlen aus Birkenrinde (s. Tafel »Nordische Kultur I«, Fig. 6, und Tafel II, Fig. 9). Die Wohnhäuser sind mit Schindeln gedeckt und rot angestrichen. Die Dalekarlier sprechen ihren eignen Dialekt und reden jeden, selbst den König, vertraulich mit Du an. Außer dem Ackerbau herrscht rege Hausindustrie, in der besonders Webekämme, Wanduhren, hölzerne Geräte, Sensen, Sägen, Schleifsteine und künstliche Haararbeiten gefertigt werden. Im Frühjahr wandern viele aus, um in andern Provinzen Schwedens Arbeit zu suchen. In der schwedischen Geschichte spielen diese Bauern eine große Rolle; Gustav Wasa, Gustav Adolf und Karl XII. hatten ihnen oft ihre Siege zu danken.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 423-424.
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