Dönhoff

[113] Dönhoff, altes freiherrliches, seit 1632 gräfliches Geschlecht, stammt aus dem gleichnamigen Dorf in der Grafschaft Mark und wird schon 1303 genannt. Hermann von D. verpflanzte um 1335 den Sitz des Geschlechts nach Livland. Ein 1637 in den Fürstenstand erhobener Zweig starb in der Mitte des 18. Jahrh. aus. Zu Ehren der zahlreichen Mitglieder der Familie, die dem preußischen Heer angehörten, erhielt 1889 das 7. ostpreußische Infanterieregiment Nr. 44 den Namen Infanterieregiment Graf D. Namhafte Glieder des Geschlechts sind:

1) Otto Magnus, Reichsgraf von, geb. 18. Okt. 1665 in Berlin, gest. 14. Dez. 1717, Erbauer des Schlosses Friedrichstein bei Königsberg, stiftete die hiernach benannte erste Linie, D.-Friedrichstein, stand in brandenburgischen Kriegsdiensten und ward Gouverneur von Memel, 1699 Geheimrat und Gesandter in Wien, wo ihn der Kaiser in den Reichsgrafenstand erhob, dann Generalkriegskommissar, 1711 erster preußischer Gesandter beim Friedenskongreß zu Utrecht, 1715 Generalleutnant. Nach ihm ist der Dönhoffsplatz in Berlin benannt.

2) August Heinrich Hermann, Graf von, preuß. Diplomat, geb. 10. Okt. 1797 in Potsdam, gest. im April 1874, kämpfte als Freiwilliger im Feldzug von 1815, begann 1821 seine diplomatische Laufbahn, kam mich Paris, Madrid, London, wo er bei der Konferenz über die belgischen Angelegenheiten eine[113] bedeutende Rolle spielte, und 1833 nach München. Seit 1842 Bundestagsgesandter in Frankfurt, ward er im Herbst 1848 kurze Zeit unter Pfuel Minister des Auswärtigen. Im Februar 1849 in die Erste Kammer gewählt, wurde er von dieser 1850 in das Staatenhaus nach Erfurt entsandt; im Sommer 1850 abermals gewählt, schloß er sich der gemäßigtern Partei Jordan an. Bei der Umwandlung der Ersten Kammer in das Herrenhaus ward er erbliches Mitglied desselben, 1861 Obergewandkämmerer am Hofe.

3) Sophie Juliane Friederike, Gräfin von, Tochter des Majors Grafen Ernst von D., Tante des vorigen, geb. 17. Okt. 1768, gest. 1834 auf ihrem Gut bei Werneuchen, ward 1789 Hofdame der Gemahlin König Friedrich Wilhelms II. von Preußen und, da inzwischen die Gräfin Voß, die erste Gemahlin des Königs zur linken Hand, gestorben war, 11. April 1790 Friedrich Wilhelm zur linken Hand angetraut, doch schon im Juni 1792 infolge der Ränke der Lichtenau (s. d.) vom Hofe verwiesen. Aus ihrer morganatischen Verbindung mit dem Könige gingen zwei Kinder hervor: Wilhelm, Graf von Brandenburg (s. Brandenburg 1, S. 318), und Julie, Gräfin von Brandenburg, geb. 4. Jan. 1793, gest. 28. Jan. 1848 als Witwe des Herzogs Ferdinand von Anhalt-Köthen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 113-114.
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