Druse [2]

[221] Druse (Drüsen, Kropf, Strengel), eine den Pferden eigentümliche fieberhafte, akute Infektionskrankheit, nimmt ihren Ausgang von der Nasenschleimhaut, von der sie sich auf Kehlkopf, Rachen und Luftröhre mehr oder weniger verbreitet. Von gewöhnlichen Nasen- etc. Katarrhen unterscheidet sie sich dadurch, daß regelmäßig die Lymphdrüsen mit erkranken, deren Schwellung, bez. Vereiterung das auffälligste Sympton bilden (daher D.). Der Krankheitserreger (Druse-Streptokokkus) ist bekannt. Seine Einwirkung wird durch äußere Umstände befördert, z. B. durch Übersiedelung in eine andre Gegend, oder Aufenthalt im Freien bei schlechtem Wetter, weshalb auch im Frühjahr und Herbst die meisten Erkrankungen vorkommen. Junge Pferde neigen besonders zu D. Ihr einmaliges Überstehen gewährt Immunität auf mehrere Jahre, jedoch meist nicht für das ganze Leben. Auch ältere Pferde erkranken daher häufig genug. Die D. beginnt als ansteckender Schnupfen mit starkem, gelblichem Nasenausfluß. Dabei schwellen die Lymphdrüsen im Kehlgang und sind weich und schmerzhaft. In der Regel erkrankt bald die Kehlkopfschleimhaut mit, und es tritt Husten auf. Meistens bildet sich in den Lymphdrüsen Eiter, nach dessen Entleerung die Genesung beginnt, so daß die D. in etwa 14 Tagen abläuft (regelmäßige D.). Häufig jedoch verläuft die D. langsamer und schwerer. Miterkrankung der Rachenschleimhaut macht Schluckbeschwerden, die sich dadurch anzeigen, daß dem Pferd beim Trinken Wasser aus den Nasenlöchern wieder abfließt, bez. daß sich Futterteile im Nasenausfluß zeigen. Die am Rachen liegenden Lymphdrüsen können ebenfalls vereitern, wobei der Citer sich unter Durchbruch in die Rachenhöhle seinen Ausweg suchen muß. Erkranken auch die Lymphdrüsen hinter dem Unterkiefer unter der Ohrspeicheldrüse, so entsteht eine starke Schwellung unter dem Ohr, zwischen Kiefer und Hals (Kropf). Alle diese Prozesse können selbst ohne ärztliche Behandlung abheilen. Dagegen entstehen schwere und meist unheilbare Komplikationen, wenn von den kranken Lymphdrüsen aus Eiterverschleppung in innere Organe stattfindet (Metastasen), in denen sich dann oft nach längerer Zeit große Eiterherde bilden, die schließlich den Tod herbeiführen. Ebenfalls unheilbar ist die Lungenentzündung, die dadurch entsteht, daß infolge der Schluckbeschwerden das Pferd »sich verschluckt« und Futterteile in die Lungen gelangen (Schluckpneumonie, verschlagene oder zurückgetretene D.). Anderseits kann auch durch Weiterkriechen der Schleimhautentzündung bis in die feinen Luftröhrenäste eine einfache (heilbare) Lungenentzündung entstehen. Auch äußerliche ausschlagförmige [221] Entzündungen entstehen bisweilen sekundär (Blatterdruse). Behandlung: vor allem Diät, Stallhaltung (Stall warm, aber gut gelüstet), also keine Arbeitsleistung, leichtverdauliches Futter (Grünfutter, gutes Heu, Kleientrank, Mohrrüben als Hustenmittel), warme Einhüllung oder Prießnitzumschlag um die Kehle (Lymphdrüsen). Mit Vorteil läßt man auch Dämpfe inhalieren, die von gekochter heißer Gerste oder von einer Heusamenbrühe aufsteigen, die man (nicht zu heiß) in die Krippe oder in einen Tränkbeutel schüttet. Im übrigen ist Zuziehung eines Tierarztes zur möglichst baldigen operativen Öffnung der Eiterherde in den Lymphdrüsen dringend ratsam, weil dadurch die Krankheit wesentlich abgekürzt wird. Über das für die Behandlung der D. hergestellte Serum (Jeß-Piorkowski-Berlin) ist ein abschließendes Urteil noch nicht möglich.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 221-222.
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